Die Feuerkämpferin - Im Bann der Wächter
3 Die Suche (S. 36-37)
Wind im Gesicht. Ein leeres Gefühl im Magen. Er flog. Unter ihm zog die Welt vorüber: Flüsse, Wälder, Dörfer ... Als er ein wenig die Augen hob, fiel sein Blick auf flammend rote Schuppen. Ein dumpfes, regelmäßiges Geräusch erregte seine Aufmerksamkeit. Er wandte den Kopf zur Seite und blickte auf riesige, schwarze Flügel, die sich auf- und abschwingend im Wind blähten und sie beide in der Luft hielten, ihn selbst und diesen gigantischen Leib, der ihn trug. Er ritt auf einem Drachen.
Da schloss er die Augen, und ihm war, als ziehe ihn etwas fort, weit in die Ferne, und als er sie wieder öffnete, ritt er nicht mehr, sondern schwebte wie ein Geist durch die Lüfte, und auf dem Drachen saß ein anderer, eine Person, von der er lediglich den Rücken sehen konnte. Er sammelte sich, um seinen Blick zu weiten und dem unbekannten Ritter ins Gesicht zu schauen. "Ein Bier?" Der Mann in Schwarz schrak zusammen. Blickte sich um.
Er saß in einer verrauchten Wirtsstube voller lärmender Gäste. Soldaten größtenteils. Seine Hände ruhten auf einer Tischplatte aus grobem Holz. "Ein Bier?", fragte jemand noch mal nach. Der Mann fuhr herum. Eine beleibte Magd mit den Zügen einer Bauersfrau hatte ihn angesprochen. Sie war sehr jung. Und da fiel ihm alles wieder ein. Ja, er hatte dieses Wirtshaus aufgesucht, um ihn zu treffen. Er selbst hatte ihn hierher bestellt. Und dann hatte ihn die Vision überkommen, plötzlich und unerwartet, so wie immer, und ihn in eine andere Welt entführt. Er lächelte. "Ja, einen Krug bitte."
Die junge Magd lächelte zurück und entfernte sich, während der Mann in Schwarz wieder in seine Gedanken abtauchte und versuchte, sich die unklaren Empfindungen der Vision zu verdeutlichen. Diese Bilder überkamen ihn häufig in jüngster Zeit, ein Zeichen, dass er seinem Ziel schon ganz nah war. Es handelte sich immer um dieselbe Szene: Ein junger Ritter auf einem Drachen mit schwarzen Flügeln. Das musste er sein. Als die Magd wieder an seinen Tisch trat, um ihm den gefüllten Krug zu bringen, zog er sich rasch die Kapuze noch tiefer ins Gesicht. Ihm war nicht danach, mit jemandem ins Gespräch zu kommen.
Langsam verlor er die Lust. Seit mindestens einem Monat hielt er sich nun schon in dieser Stadt auf, um die er am liebsten immer einen weiten Bogen gemacht hätte. Zu viele unschöne Erinnerungen waren mit ihr verbunden. Zum Glück waren seit damals viele Jahre ins Land gegangen, so dass er hier tatsächlich nur noch ein Fremder war Aber, so dachte er, während er den Krug mit einem Zug fast zur Hälfte leerte, die Mission verlangte dieses Opfer von ihm, und er musste sich fügen. Seine Mission stand immer über allem anderen.
Der Mann, mit dem er verabredet war, tauchte plötzlich aus der Menge auf und setzte sich wortlos zu ihm an den Tisch. Auch er trug eine Kapuze, die er sich jetzt noch tiefer ins kreidebleiche Gesicht zog. Aber das Licht in der Schenke drang durch den dünnen Stoff und ließ seine Augen erkennen, die tiefviolett waren. "Hier ist zu viel los", sagte er. "Findest du nicht?" Der Mann in Schwarz lächelte. "Entspann dich. Wo könnten wir weniger auffallen als in diesem Mischmasch seltsamster Typen und verschiedenster Rassen.