Perry Rhodan 3022: Bulls großes Spiel
2.
Reginald Bull
am nächsten Tag
"Los geht's!" Reginald Bull zog die Hose ein Stück hoch, winkte seiner Begleiterin und betrat den Antigrav. Sie schwebten nach unten, hinab zur Hauptschleuse. Das intelligente Material der Kleidung reagierte auf seine Bewegung und ließ ihm ein wenig mehr Platz um die Hüfte.
"Was siehst du mich so an?", fragte er Shiam Schubert. "Ich bin ein alter Mann, der Speck angesetzt hat. Diese verdammten Verhandlungen sind nun mal schwer zu verdauen. Schließlich dauern sie schon acht Tage an."
"Natürlich." Die Kosmopsychologin schaute an ihm vorbei.
"Ich wollte, ich hätte mehr Zeit für Fitness."
"Ich weiß."
"Tagtäglich wollte ich trainieren und meinen Körper in Form bringen."
"Selbstverständlich."
"Zum Himmeldonnerwetter! Warum widersprichst du mir nicht, obwohl du ganz genau weißt, dass ich dich anlüge? Ich hasse Gymnastik und Fitness."
"Wozu sollte ich dir ins Wort fallen? Du kennst die Wahrheit besser als ich."
"Ihr Psychologen, ihr nervt. Nicht einmal richtig streiten kann man mit euch."
"Ich bin eine Kosmo psychologin. Und wenn du möchtest, können wir nach dem Ende der Verhandlungen über deine Probleme reden."
"Probleme", wiederholte Bull leise. "Ich habe keine Probleme. Mir geht es ausgezeichnet."
"Du bist unruhig. Die Unterhaltungen mit den Cairanern nerven dich. Am liebsten würdest du die Mission abbrechen und von hier verschwinden."
"Du weißt genau, dass wir das nicht können. Wir warten auf Perrys Rückkehr. Bis dahin müssen wir die Verhandlungen hinauszögern."
"Ich weiß. Ich sorge mich allerdings um deine Gemütslage."
"Dann ist es gut." Bull grinste seine Begleiterin an.
Shiam lieferte ihm gute Analysen zu seinen Gesprächspartnern, aber sie wusste so gut wie gar nichts über ihn. Sie glaubte ihm, wenn er polterte und irrational erschien. Dass er seinen jahrtausendealten Ruf öfter mal dafür nutzte, um Schwächen in den Verhandlungen vorzugeben, wussten nur seine besten und ältesten Freunde.
Sie erreichten die Bodenschleuse. Neben einigen bewaffneten Soldaten der Liga Freier Galaktiker schwebte ein TARA. Ein ganz besonderer Roboter, den Bull für die Dauer der Verhandlungen als seinen Leibwächter nutzte: der TARA-Psi.
"Bist du ausgeruht?", fragte Bull den Roboter. "Es könnte sein, dass es heute ein wenig heißer hergeht als während der letzten Tage. Die Cairaner spüren, dass wir sie hinhalten."
"Ja", sagte der TARA-Psi, ohne auf Bulls flapsige Bemerkungen einzugehen. "Ich bin bereit."
Er ließ seinen Kegelkörper mehrfach rotieren, bevor er sich zu Shiam Schubert und ihm gesellte. Die vier Waffenarme waren desaktiviert.
Die Soldaten machten ihnen Platz, eine Strukturlücke im Schutzschirm der THORA entstand. Heiße Luft umfächelte sie. Sie brachte den Geruch nach ausgedorrtem Savannengras mit sich.
Bull ging los. Es waren etwa fünfhundert Meter bis zum Zelt, in dem die Verhandlungen seit Tagen stattfanden. Dahinter ragten typisch cairanische Gebäude in die Luft: Kugeln, die auf einem Stelzenbein ruhten und in der Mitte horizontal entzweigeschnitten waren.
Vage erkannte er die sechs Turmgebäude, die den Kern der cairanischen Mission bildeten. Bald nach ihrer Landung auf Iya waren Bull und andere Schiffsmitglieder zu einem ersten Beschnuppern in das Zentrum cairanischen Treibens auf dieser Welt eingeladen worden.
Bull genoss die wenigen Schritte bis zum Zelt. Solange er nicht nach links oder rechts blickte, konnte er sich die Illusion bewahren, auf der Erde zu sein. Die Schwerkraft war so, wie sie sein sollte. Auch die Hitze der Sonne fühlte sich gut an. Selbst die schwache Brise, die ab und zu kühlere Luft mit sich brachte, erinnerte ihn an die Heimat.
Und doch heißt diese Welt Iya. Sie ähnelt der Erde auf eine verblüffende