Perry Rhodan 3095: Unterhaltung mit einem Monster
1.
Konsul Ataidse Sturu war müde. Der Becher starken dampfenden Equabsuds zu seiner rechten Außenhand half nicht mehr dagegen. Es war nicht die Kraftlosigkeit am Ende eines zu langen Tages, die ihn plagte. Vielmehr fühlte er die ganze Last der Welt auf seinen Schultern, und er trug sie schon zu lange.
Man sagte, dass ein guter Anführer sich erst in der Krise beweise. Nun, er war zumindest erfahren, hatte in mehr als 1000 Jahren sein Maß an schweren Situationen überstanden. Aktuell aber hatte er es mit fünf Krisen gleichzeitig zu tun, und er fand, das war etwas viel des Guten. Er fand kaum die Oberfläche seines Arbeitstisches unter all den blinkenden Holos mit brandaktuellen Informationen, taktischen Analysen und Dringlichkeitsanfragen.
Außerhalb des Sternenrads wurden die Ausweglosen Straßen angegriffen. Innerhalb wollte jede einzelne planetare Regierung des Sternenrads etwas von ihm, dazu die meisten Mondkolonien.
Er hatte keine Zeit dafür, er musste die Jagd auf Perry Rhodan koordinieren. Der Terraner hatte es geschafft, den Weißen Schirm zu durchbrechen, der das Sternenrad schützte. Und nicht nur das: Danach war ihm sogar die Flucht gelungen. Er hatte sich mit der RAS TSCHUBAI, seinem riesigen Raumschiff, irgendwo verkrochen. Damit befand sich ein Feind im Sternenrad, und 250.000 Einheiten der cairanischen Verteidigungsflotte war es bislang nicht gelungen, ihn aufzuspüren.
Diese Behauptung hätten mehrere Verbandskommandanten weit von sich gewiesen. Man hatte Rhodans Versteck entdeckt, auf Pulun, einem der 17 Monde des Gasriesen Miwhar. Unerklärliche Messwerte ließen nur einen einzigen Schluss zu: Die RAS TSCHUBAI verbarg sich dort unter einem Schutzschirm unbekannter Natur. Knapp 20.000 Raumschiffe hatten Pulun angesteuert und waren bereit, auf Sturus Befehl hin notfalls den ganzen Mond zu vernichten.
Sturu beschäftigte sich derweil mit einem Bericht, der die RAS TSCHUBAI fast mit Sicherheit in der Korona der Sonne Cayssis ausgemacht hatte, sowie einem weiteren, der sie in der Sonne Cayunin vermute.
Jeder der Berichte war überzeugend. Nur einer konnte stimmen.
Ein neues Holo erschien, diesmal nicht nur in Warnstufe Blau, sondern Violett. Das war ernst. Sturu unterbrach seine Arbeit und berührte das Symbol.
Eine Dringlichkeitsanfrage von Gihad, dem fünften Planeten. Dort war es zu Auseinandersetzungen gekommen. Griffen die Terraner an? Sturu ließ eine Verbindung zu Andala Kudesse aufbauen, der Legatin dieser Welt.
Die hatte offensichtlich nicht damit gerechnet, eine sofortige Antwort zu erhalten. »Ehrwürdiger Konsul ...«, begann sie.
Sturu legte keinen Wert auf Höflichkeiten. Nicht in dieser Lage. »Wer greift an?«, unterbrach er. »Terraner? Haluter?«
»Cairaner«, sagte Kudesse.
»Was?«
»Cairaner«, wiederholte die Legatin. Es war also doch nicht die Müdigkeit, die Sturu einen Streich gespielt hatte. »Terroristen wollten in die Legatur eindringen und mich absetzen.«
Sturu hob ratlos die Hände. Was sollte daran wichtig sein, von höherer Warte aus betrachtet? »Ins Gefängnis mit ihnen.«
»Das habe ich befohlen«, versicherte Kudesse. »Nur gibt es seitdem nur noch mehr Aufständische. Und meine Ordnungskräfte verhalten sich auffallend passiv. Sie setzen meine Anordnungen nicht mit der nötigen Härte durch.«
Sturu zögerte. Das klang allmählich nach einem relevanten Problem. »Was ist das Problem? Welche Forderungen wurden gestellt?«
»Die Aufrührer protestieren gegen die Versetzung von Tschirmayn in den Leerraum und fordern den Rücktransport.«
Sturu seufzte. Tschirmayn also. Wen interessierte diese Arkonidenwelt überhaupt? Die Arkoniden hatten den Cairanischen Friedensbund schwächen wollen. Also hatte man eine ihrer Hauptwelten ins Nichts versetzt, wo sie sonnenlos auskühlen und sterben durfte.
Eigentlich nur naheliegend. Doch Teile der Bevölkerung sahen das an