Perry Rhodan 3096: Das Meisterstück
2.
Lauernde Geschütze
RAS TSCHUBAI
Die Lichtschleusen standen offen, doch es flog weder ein Schiff aus noch ein Schiff ein. Die Invasion der Galaktiker war zum Erliegen gekommen. Jedes weitere Vorstoßen wäre eine unnötige Provokation gewesen. Der Verband um Markul agh Fermi hatte seine Endposition erreicht. Die Schiffe standen in Reichweite des Hyperschub-Doms und der Enzephalotronik auf Ghibona. Beide Einrichtungen waren elementar für das Sternenrad.
Die Bedrohung lag wie giftiges Gas in der Luft. Die Cairaner konnten jederzeit die Nerven verlieren und die Schiffe der Galaktiker angreifen - Schiffe, die im Vergleich zur Größe der cairanischen Flotte hoffnungslos unterlegen waren. Die Cairaner hatten an die 250.000 Augenraumer vor Ort - gute Argumente, sich jede einzelne Fingerbewegung genauestens zu überlegen.
Illustration: Dirk Schulz
Perry Rhodan fühlte die Anspannung körperlich. Es fiel ihm schwer, tief und ruhig zu atmen. Zu viel hing davon ab, was in den nächsten Minuten und Stunden geschah. Galaktiker und Cairaner standen an einem Scheideweg, umgeben von Abgründen und Schwarzen Löchern. Eine falsche Entscheidung, und die Lage würde eskalieren, was Krieg bedeutete: Krieg der Milchstraße gegen die Cairaner und womöglich ein Bürgerkrieg unter den 76 Milliarden Einwohnern des Sternenrads, zu denen auch Galaktiker zählten. Wie viele Leben dabei auf dem Spiel standen, mochte Rhodan sich nicht ausmalen. In dem Fall wäre Tschirmayn nur ein Anfang gewesen. Eine Welt von Hunderttausenden, die in Chaos und Tod stürzen würden.
»Wird schon schiefgehen, Großer«, sagte Gucky neben ihm.
Eigentlich hätte man annehmen sollen, dass sich ein knapp einen Meter großes Wesen in dem breiten Kontursessel verlor, in dem der Ilt in der Zentrale der RAS TSCHUBAI lungerte. Das Gegenteil war der Fall. Gucky wirkte präsenter denn je. Über dem seidigen Pelz in seinem Gesicht lag ein rötlicher Schimmer. Er blickte auf das Holo, als könnte er seine telekinetische Gabe nutzen, um mit den Planeten und den beiden rot-orangefarbenen Sonnen innerhalb des Sternenradsystems wie mit Bällen zu jonglieren.
Es war gut, Gucky an seiner Seite zu wissen. Ebenso Sichu Dorksteiger, die ihm jederzeit Halt gab und ihn nie vergessen ließ, warum er das alles auf sich nahm. Und Zemina Paath, die einerseits eine große Unbekannte geblieben war, sich aber mehrmals bewährt hatte und der Rhodan vertraute. Er dachte daran zurück, wie er die Thesan das erste Mal getroffen hatte, damals auf der RAS. Er war auf den Paau gestoßen, der Koffer und Raumschiff in einem war, und hatte laut gefragt, wessen Koffer das sei.
»Er gehört mir«, war die Antwort gewesen. »Es ist mein Paau.«
Mit diesen Worten war Zemina Paath in sein Leben getreten. Sie sah genauso aus wie damals: groß, grazil, feminin proportioniert. Die helle Haut kontrastierte zu den blauschwarzen Haaren. Damals waren ihre schräg stehenden, fast blendend blauen Augen auf ihn gerichtet gewesen - nun schauten sie auf das Holo, das ihnen das Innere des Sternenrads samt dem Weißen Loch im Zentrum zeigte. Die Iriden der Thesan wirkten wie Schneeflocken, die von innen heraus leuchteten. Die schmalen Brauen, die an dunkle Mondsicheln erinnerten, hatte Paath leicht zusammengezogen.
Nach wie vor trug sie die einteilige Kombination aus rötlich glänzendem Stoff, auf dem sich blaue Bahnen und Linien abzeichneten und der ihre Füße so eng umschloss, dass die Zehen sichtbar waren. Ihre linke Hand, an der zwei Finger fehlten, lag auf der Sessellehne. Außer auf den Daumen saßen Fingerhüte auf allen Fingern, mit denen sie cairanische Geräte bedienen konnte. Um den Hals schlang sich eine handbreite Krause von technischer Beschaffenheit, die zahlreiche Ausbuchtungen und Vertiefungen aufwies.
»Tochter Zem ...«, flüsterte Paath abwesend. »Wenn ich nur wü