Red Rising - Im Haus der Feinde
1 Kriegsherren
Mein Schweigen dröhnt. Ich stehe auf der Brücke meines Raumschiffs, mit gebrochenem Arm, der in einem Gelverband steckt, und den Wunden der Ionenverbrennungen am Hals. Ich bin drecksverdammt müde. Mein Razor windet sich wie eine kalte Metallschlange um meinen gesunden rechten Arm. Vor mir öffnet sich das All unermesslich und furchtbar. Kleine Fragmente aus Licht spicken die Finsternis, und urtümliche Schatten schieben sich vor die Sterne an den Rändern meines Sichtfeldes. Asteroiden. Sie umschweben langsam mein Kriegsschiff, die Quietus, während ich in der Schwärze nach meiner Jagdbeute suche.
"Siege", sagte mein Meister zu mir. "Siege, wie es meine Kinder nicht können, und du wirst dem Namen Augustus Ehre bringen. Siege an der Akademie, und du wirst dir eine Flotte verdienen." Er mag dramatische Wiederholungen. So geht es den meisten Politikern.
Er will, dass ich für ihn siege, aber ich werde für das Mädchen der Roten siegen, dessen Traum größer war, als sie selbst jemals sein konnte. Ich werde siegen, damit er stirbt und sich ihre Botschaft durch die Zeitalter brennt. Eine Kleinigkeit ...
Ich bin zwanzig. Groß und mit breiten Schultern. Meine Uniform ist schwarz und nun zerknittert. Mein Haar ist lang, und meine Augen sind golden und blutunterlaufen. Mustang sagte einmal, ich hätte ein spitzes Gesicht, die Wangen und Nase scheinbar aus scharfem Marmor geschnitzt. Ich selbst vermeide Spiegel. Ich vergesse lieber die Maske, die ich trage, die Maske mit der winkligen Narbe der Goldenen, die die Welten von Merkur bis Pluto beherrschen. Ich gehöre zu den Einzigartig Vernarbten. Den grausamsten und klügsten Vertretern der gesamten Menschheit. Aber mir fehlt die freundlichste unter ihnen. Jene, die mich bat zu bleiben, als ich mich vor fast einem Jahr auf ihrem Balkon von ihr und dem Mars verabschiedete. Mustang. Ich gab ihr einen mit einem Pferd verzierten Goldring als Abschiedsgeschenk, und sie gab mir einen Razor. Passend.
In meiner Erinnerung schmecken ihre Tränen abgestanden. Ich habe nichts mehr von ihr gehört, seit ich den Mars verlassen habe. Viel schlimmer ist, dass ich nichts mehr von den Söhnen des Ares gehört habe, seit ich vor über zwei Jahren am Institut des Mars siegte. Dancer sagte, er würde mich nach meinem Abschluss kontaktieren, aber ich wurde in einem Meer aus goldenen Gesichtern fortgetrieben.
Das alles ist so weit von der Zukunft entfernt, die ich mir als Junge vorgestellt habe. So weit von der Zukunft, die ich mir für mein Volk erhoffte, als ich mich von den Söhnen verwandeln ließ. Ich dachte, ich würde die Welten verändern. Welcher junge Narr denkt so etwas nicht? Stattdessen wurde ich von der Maschine dieses riesigen Imperiums geschluckt, die unaufhaltsam weiterrumpelt.
Am Institut wurden wir im Überleben und Erobern ausgebildet. Hier an der Akademie unterrichtet man uns im Krieg. Jetzt testen sie unser Können. Ich führe eine Flotte aus Kriegsschiffen gegen andere Goldene. Wir kämpfen mit Übungsmunition und schicken Enterkommandos von Schiff zu Schiff, nach Art des Sternenkampfes der Goldenen. Kein Grund, ein Schiff zu beschädigen, das so viel kostet wie das Bruttojahresprodukt von zwanzig Städten, wenn man Leechcraft voller Obsidianer, Goldener und Grauer auf den Weg bringen kann, um die lebenswichtigen Organe und damit das ganze Schiff zu kapern.
Neben den Lektionen im Sternenkampf trichterten unsere Lehrer uns die Maximen ihres Volkes ein. Nur die Starken überleben. Nur die Genialen herrschen. Dann ließen sie uns allein, damit wir uns selbst durchschlagen, von Asteroid zu Asteroid springen, auf der Suche nach Vorräten und Stützpunkten, auf der Jagd nach unseren Schulkameraden, bis nur noch zwei Flotten übrig sind.
Es ist immer noch ein Spiel. Wenn auch das bislang tödlichste.
"Es ist eine Falle", sagt Roque neben mir. Sein Haar ist lang wie meins, und s