Seasons of Magic: Die E-Box mit allen vier Bänden zur Reihe (Mit Bonuskapitel 'Das magische Ende')
Prolog
Salem Village, Neuengland, Amerika
Sommer 1692
Ira
Elisha war weg! Meine Halbschwester hatte ihre Worte in die Tat umgesetzt. Nie hätte ich gedacht, dass ihre oft im Ärger dahingesagten Drohungen, irgendwann würde sie Salem verlassen, ernst gemeint waren. Mit zitternden Fingern legte ich die Schiefertafel auf den Holztisch zurück, wo Elisha sie liegen gelassen hatte. Im Zwielicht der letzten Sonnenstrahlen, die zum Fenster hereinfielen, hatte ich die wenigen Zeilen gelesen, in denen Elisha Vater und mir mitteilte, dass sie fortgegangen sei und nicht mehr wiederkehren würde.
Ängstlich schaute ich auf die Holztür zum Schlafzimmer meines Vaters. Nach seinem anstrengenden Tagwerk schlief er wie immer um diese Uhrzeit schon tief und fest. Sicherlich hatte er nichts von Elishas Verschwinden mitbekommen. Ich wollte mir gar nicht vorstellen, wie er reagieren würde, wenn ich ihn deswegen weckte. Bestimmt würde er vor Wut und Angst um Elisha so sehr brüllen, dass die Nachbarschaft aus den Betten fiel. Was ihm gerade recht käme, denn danach würde er sicherlich alle Männer Salems zusammentrommeln, um mit ihnen gemeinsam Elisha zu suchen. Und wehe, er würde sie finden. Und - oh Gott - wehe, er würde sie nicht finden. Was, wenn sie irgendwelchen Outlaws oder - noch schlimmer - feindseligen Indianern in die Hände fiel? Schließlich waren nicht alle Eingeborenen den Weißen gegenüber freundlich gesinnt und so hilfsbereit wie Flame, unsere Freundin.
Ach, Elisha, du wirst dich noch in Teufels Küche bringen , schimpfte ich im Geiste mit ihr. Mit einem tiefen Atemzug versuchte ich die Furcht zu vertreiben. Ich hatte keine Wahl, ich musste sofort los und sie suchen. Nach wenigen Schritten hatte ich unser Haus verlassen und stand auf der staubigen Hauptstraße. Die warme Abendluft erdrückte mich, bewegungslos stand sie zwischen den Häusern und besonders vor unserem, weil die Feuerstelle in der Schmiede meines Vaters noch sacht glühte. Ich hielt inne und überlegte, welche Richtung Elisha genommen haben könnte. Würde sie sich wohl von unseren Freundinnen Rainille und Flame verabschieden wollen? Rainille war die Tochter des Bürgermeisters und wohnte am Ortsrand. Flame jedoch außerhalb Salems, in einer Hütte im Wald. Da Rainille uns an diesem Abend wieder in Lesen und Schreiben unterrichten sollte, überlegte ich, ob sie schon unterwegs zu Flame sein könnte. Vielleicht würde es mir gelingen, sie auf dem Weg abzufangen und mit ihr gemeinsam nach Elisha zu suchen, wenn mir diese nicht vorher schon in die Arme lief.
So rannte ich die Straße hinunter, vorbei an dem Kolonialwarenladen und dem Marktplatz, in Richtung Rainilles Heim. Zu dieser späten Stunde waren nicht mehr viele Menschen auf der Straße. Ab und an holte noch jemand Wasser am Brunnen.
Außer Puste kam ich beim Haus des Bürgermeisters an. Leider hatte ich weder Elisha noch Rainille auf der Strecke entdecken können. Leise schlich ich um das imposante Gebäude der Familie Charlotte herum und achtete darauf, nicht entdeckt zu werden. Voller Hoffnung, eines von den Mädchen hier vorzufinden, spickte ich vorsichtig zu den Fenstern hinein. Unter keinen Umständen wollte ich anklopfen und mich den ungemütlichen Fragen stellen, mit denen mich Rainilles Eltern gewiss löchern würden, wenn ich sie nach dem Verbleib ihrer Tochter oder meiner Halbschwester fragen würde. Da auch im Haus der Charlottes keine Spur von den beiden auszumachen war, beschloss ich ohne weitere Umwege sofort Flame aufzusuchen. Entschlossen hob ich meinen Baumwollrock an und rannte los zum Whakan Lake, an dem ihre Hütte stand. Den Ruf meines Vaters aufs Spiel setzend, bewegte ich mich dicht an den Häusern entlang. Ich konnte jetzt einfach keine Rücksicht auf Schicklichkeit nehmen. Viel wichtiger als meine freigelegten Fesseln war es, Elisha zu finden, bevor ihr etwas zustieß.
Mir wurde ganz bang, als ich daran d