Cinder & Ella
1.
Ich lag auf der bequemen Couch, den Kopf auf die Armlehne gebettet, und starrte auf den Laptop in meinem Schoß. Mir fielen beinahe die Augen zu.
Es wurde allmählich spät, und die Wörter auf dem Bildschirm schwammen schon ineinander. Ich musste dem Einnicken näher gewesen sein, als ich geglaubt hatte, denn jetzt ließ mich das Geräusch einer eingehenden Nachricht in meinem Chatfenster hochschrecken.
Cinder458: Du fehlst mir.
Ich schnaubte. Er war so ein Kasper. Ich schüttelte den Kopf und konnte es mir nicht verkneifen, eine Antwort zu tippen.
EllaTheRealHero: Ha! Du bist so ein Dummschwätzer.
Cinder458: Ich mein's ernst.
EllaTheRealHero: Das macht dich erst recht zu einem Dummschwätzer.
Cinder458: Nein, es macht mich zum Romantiker. Du bist so eine Rotzgöre.
EllaTheRealHero: Und du nervst. Lass mich in Ruhe. Ich bin beschäftigt.
Cinder458: Aber du fehlst mir. Ich brauche dich. Jetzt sofort.
Als eine Hand leicht meinen bestrumpften Fuß zu kitzeln begann, warf ich einen Blick über mein Notebook hinweg und schnaubte entnervt in Richtung des Mannes, der am anderen Ende der Couch auf seinem Handy herumtippte. "Im Ernst, Brian", stöhnte ich. "Ich schreibe morgen meine Abschlussprüfung. Du hast mir versprochen, du würdest mich lernen lassen, wenn ich vorbeikäme. Bis jetzt hatte ich dazu noch nicht großartig Gelegenheit."
"Du hast schon zwei Probeprüfungen bestanden. Wie viel willst du denn noch lernen?"
Brian hatte es satt, von mir ignoriert zu werden, er schnappte mir den Laptop vom Schoß und stellte ihn auf dem kleinen Tisch ab. Mein Puls schoss in die Höhe, als er quer über die Couch auf mich zukrabbelte, wobei er sorgsam auf meine vernarbten, lädierten Beine achtgab. In seinen Augen lag wieder dieser Blick, der Frauen auf der ganzen Welt davon träumen ließ, ihm Babys schenken zu dürfen.
Ich konnte es noch immer nicht fassen, dass er ausgerechnet mich zu derjenigen auserkoren hatte, die er mit diesem Blick bedachte. Seit einer Woche waren wir nun offiziell ein Paar, und die Tatsache, dass ich auf einmal mit einem der heißesten Filmstars des Landes zusammen war, traf mich noch immer regelmäßig wie ein Schlag. Besonders in Momenten wie diesem, wenn er versuchte, mich mit seinen schmachtenden Blicken zum Schmelzen zu bringen.
Zentimeter vor meinem Gesicht hielt er inne. Sein großer, muskulöser, Körper schwebte über meinem, wartete auf die Erlaubnis, sich auf mich fallen zu lassen. Nur dieses Warten allein. Ein Spannungsaufbau ohne jede Berührung.
Wohlig schaudernd sog ich scharf die Luft ein. Mir schwirrte der Kopf, während ich Brian mit allen Sinnen wahrnahm. Seine Körperwärme strahlte auf mich ab. Sein Eau de Cologne, ein Moschusduft mit dezent würziger Note, traf mich und versetzte meine Hormone in Wallung, als wäre es haargenau dafür entworfen worden. Vermutlich hieß es Eau de verkorkte Lust. "Brian, komm schon. Echt jetzt."
"Ellamara", flüsterte er sanft. Gefährlich. "Vergiss endlich deine Prüfung und küss mich."
Damit hatte er mich. Der Mann kannte meine Schwächen. Mit einem Stöhnen legte ich die Arme um seinen Hals und zog seinen Mund zu meinem. Er war mehr als bereit für den Kuss. Wir trafen voller Leidenschaft aufeinander, und er küsste mich innig. Ganz so, als hätte er sein gesamtes Leben lang darauf gewartet, und nicht nur die letzten paar Stunden.
"Es ist wirklich nicht fair, wenn du mir mit deiner Hörbuchstimme kommst", hauchte ich, sobald er meine Lippen freigab.
Ich spürte sein Grinsen an meinem Mund. "Ich weiß." Er drehte den Kopf ein wenig, und seine Lippen fanden eine neue Stelle, an der sie mich quälen konnten: die weiche Hautfalte direkt hinter meinem Ohr. "Was glaubst du, warum ich sie eingesetzt habe?"