Girl At Heart
1
Heute ist der Tag, an dem all meine Träume wahr werden. Eric Sullivan wird endlich mir gehören. Ich werde ihm meine unsterbliche Liebe gestehen, er wird mich zum Abschlussball einladen, wir werden heiraten, entzückende Baseball-Wunderkinder in die Welt setzen und bis an unser Lebensende glücklich sein. Oder ... er wird mich abweisen und ich werde an Scham und gebrochenem Herzen sterben. Doch egal wie es ausgeht, heute ist Schluss mit der Heimlichtuerei. Zumindest, sobald ich den Mut aufbringe, ihm die Wahrheit zu sagen. Ich will nicht länger verstecken, dass ich in meinen besten Freund verliebt bin.
»Hastings!« Mit diesen Worten werde ich aus meiner inneren Motivationsrede gerissen - die sowieso nicht so richtig funktioniert - und sehe mich um, weil ich wissen will, wer meinen Namen gerufen hat.
»Yo, Charlie!«
Diego Escobar, der bei den Roosevelt High Ravens unser Center Fielder ist, steht an der hinteren Schiebetür und sieht mich ungeduldig an. Sobald er meine volle Aufmerksamkeit hat, deutet er über seine Schulter ins Haus. »Macht es dir was aus, wenn ich die Pizzareste aus dem Kühlschrank esse? Ich bin am Verhungern.« Ich steige aus dem Pool und verdrehe die Augen, während Kevin Jones, der auf der Third Base spielt, lachend auf das Sprungbrett klettert. »Alter. Du bist immer am Verhungern.«
Diego verzieht sein Gesicht. »Was auch immer. Du isst mehr als ich.«
Ich lache. »Kevin isst mehr als wir alle zusammen.«
Eric, unser Pitcher - und die geheime Liebe meines Lebens - nickt Kevin vom Beckenrand her zu. »Und sein dicker Hintern ist der Beweis.«
Wir alle lachen auf Kevins Kosten. Eric hat nicht unrecht. Kevins Hintern ist wirklich ein bisschen groß. Kevin schnaubt. »Ihr seid Idioten.«
Diego schnippt mit den Fingern, um meine Aufmerksamkeit wieder auf sich zu ziehen. »Und, kann ich?«
Ich winke ab. »Nur zu.«
Er verschwindet im Haus, und wir anderen machen mit unserem Sprungwettbewerb weiter. Es ist erst Anfang Mai, und es sind heute höchstens vierundzwanzig Grad, aber der Pool ist beheizt und es ist Tradition, dass meine Freunde und ich ihn einweihen, sobald er für den Sommer aufgedeckt wird.
Kevin, Eric und Diego sind schon meine besten Freunde, seit wir als Kinder gemeinsam T-Ball gespielt haben. Noch bevor uns klar wurde, dass es seltsam ist, als Mädchen Baseball zu spielen. Wir haben uns auf Anhieb verstanden, doch erst als andere Jungs in der Liga damit anfingen, mich zu hänseln oder mir zu sagen, dass Mädchen nicht Baseball spielen könnten, begannen wir, wie Pech und Schwefel zusammenzuhalten. Eric, Kev und Diego beschützen mich, egal was passiert. Nichtsdestotrotz ziehen auch sie mich hin und wieder auf - aber wenn es jemand anderes macht, bekommt er es mit ihnen zu tun.
Ich werde allen dreien immer dankbar sein, aber Eric und ich stehen uns besonders nahe. Das liegt vor allem daran, dass wir als Catcher und Pitcher so eng zusammenarbeiten müssen. Außerdem kommt er aus einem kaputten Zuhause und wird zwischen seinen egozentrischen, arbeitssüchtigen Eltern hin und her geschoben, sodass er einen Großteil seiner Zeit mit meinem Dad und mir verbringt. Wir sind fast rund um die Uhr zusammen.
»Arschbombe!«, brüllt Kevin und springt mit angewinkelten Knien in den Pool. Die Höhe und Reichweite des aufspritzenden Wassers ist beeindruckend. Mit einem breiten Grinsen im Gesicht taucht er wieder auf. »Versucht, das zu schlagen, ihr Verlierer!«
Ich schnaube. »Können wir nicht. Niemand hat so einen dicken Hintern wie du.«
Kevin lacht. »Musst du gerade sagen, Donnerschenkel.«
»Ich bin Catcher!«, rufe ich und lache, um zu überspielen, wie sehr mich diese Bemerkung verletzt. »Ich lebe praktisch in der Hocke!«
Leider hat Kevin mit meinen Schenkeln genauso recht, wie ich mit seinem Hintern. Meine Schenkel sind riesig.