Verflixt - ein Nix!
Jonathan hat einen komischen Traum
In der Nacht wird Jonathan wach, weil er dringend aufs Klo muss. Das muss er sonst nachts eigentlich nie, aber nun hat er abends bei Oliver noch ganz, ganz viel Cola getrunken. Und als Papa ihm seinen Gutenachtkuss gegeben hat, hat Jonathan plötzlich gemerkt, dass er dringend mal aufs Klo gehen müsste. Aber dazu hatte er wirklich keine Lust mehr, wo er doch schon im Bett gelegen hat. Dazu war er wirklich viel zu müde.
Und nun ist Jonathan wach und liegt in seinem dunklen Zimmer und merkt, dass er nicht mehr lange warten kann.
"Ich muss ja gar nicht!", flüstert er. "Ich muss ja überhaupt gar nicht!"
Aber natürlich weiß er, dass das geschwindelt ist. Wenn er jetzt nicht gleich geht, passiert ihm noch etwas Peinliches. Und das will Jonathan nun ganz bestimmt nicht.
Dass das Zimmer aber auch so dunkel sein muss und so still! Durch das geöffnete Fenster kommen überhaupt gar keine Straßengeräusche, und der Wind bauscht die Gardine, dass sie unheimliche Schatten wirft, die über den Boden kriechen und über die Spielzeugkommode.
"Das ist ja nur die Gardine!", flüstert Jonathan, weil es manchmal hilft, wenn er sich selber tröstet. Das muss man ja manchmal, wenn kein anderer da ist. "Ich hab sowieso überhaupt keine Angst!"
Aber er weiß leider auch, dass das geschwindelt ist. Am liebsten würde Jonathan jetzt nach Papa rufen, bis der aufwacht, und dann würde Papa kommen und das Licht anschalten, und gar nichts wäre mehr gruselig.
"Papa?", flüstert Jonathan. Wenn er nur so leise ruft, kann Papa ja nicht schimpfen. Aber wenn er nur so leise ruft, kann Papa ihn auch nicht hören, das ist das Problem. Und wenn Papa ihn hören könnte, würde er bestimmt ziemlich böse werden. Als er Jonathan seinen Gutenachtkuss gegeben hat, hat er extra noch mal gefragt, ob Jonathan nicht noch schnell mal aufs Klo will.
"Nicht dass du mich heute Nacht weckst, weil du mal musst!", hat Papa gesagt. "Ich bin nämlich todmüde, Sohn! Und morgen muss ich wieder arbeiten!"
"Nee, tu ich ja nicht!", hat Jonathan gesagt. Da hat er eben noch nicht gewusst, wie dringend es sich in der Nacht anfühlen würde.
Und wenn er Papa nun weckt, wird Papa böse, und morgen früh schimpft er mit Jonathan und sagt, da hat sich mal wieder gezeigt, dass es nicht gut ist, wenn Kinder abends noch so viel Cola trinken. Und in Zukunft darf Jonathan das nicht mehr, und basta.
Jonathan schiebt vorsichtig einen Fuß aus dem Bett. "Die Affen rasen durch den Wald", singt er. Ganz, ganz leise. Das ist so ein lustiges Lied, und wenn man ein lustiges Lied singt, hat man vielleicht nicht mehr so viel Angst. "Der eine macht den andern kalt!"
Aber dann hört er erschrocken auf zu singen. Der eine macht den andern kalt, das ist ja grässlich! Da wird es einem ja noch viel gruseliger, wenn man das singt!
Und das ist eben genau das Schreckliche. Wenn es einem erst mal gruselig ist, wird alles immer nur noch gruseliger. Und darum muss Jonathan jetzt einen großen Satz machen und zur Tür hechten und das Licht einschalten. Dann fühlt er sich besser.
"Leise rieselt der Schnee", singt Jonathan. Weihnachtslieder sind überhaupt nie gruselig. Wenn man Weihnachtslieder singt, geht es einem immer gleich besser. "Still und starr liegt der ..." Dann schaltet er das Licht an.
"See", sagt Jonathan, und jetzt weiß er schon gar nicht mehr, warum es ihm eben so unheimlich war. Sogar die Gardinenschatten sind verschwunden, und sein Kinderzimmer ist einfach nur noch sein Kinde