Bluthölle
4
An einem Montagnachmittag und im dichten Stadtverkehr benötigten Hunter und Garcia rund achtundzwanzig Minuten für die knapp sechs Meilen vom Police Administration Building in der West 1st Street bis zur Universität in Alhambra. Nachdem sie den Wagen auf einem eigens für Mitarbeiter der Strafverfolgungsbehörden reservierten Parkplatz abgestellt hatten, machten sich die beiden auf den Weg zum Hertzberg-David Forensics Science Center - einem imposanten fünfstöckigen Gebäude im südwestlichen Teil des Campus. Nachdem sie den Empfang passiert hatten, nahmen sie die Treppe in den zweiten Stock, wo sich die Abteilung für Spurenanalyse befand. Dort wollte Dr. Slater sich mit ihnen treffen.
»Und? Freust du dich schon auf morgen?«, erkundigte sich Garcia, als sie am ersten Treppenabsatz ankamen.
»Meinst du den Weihnachtsball des LAPD?« In Hunters Miene spiegelte sich nicht mal ein Hauch von Vorfreude wider. »Freust du dich etwa?«
»Ja.« Garcia wirkte regelrecht aufgekratzt. »Ich habe sogar schon ein Zombie-Weihnachtsmannkostüm.«
»Zombie-Weihnachtsmannkostüm?« Hunters Lippen verzogen sich zu einem dünnen Lächeln. »Ernsthaft?«
»Klar doch! Solche Partys sind so langweilig, da muss man selber für ein bisschen Spaß sorgen.«
»Und ein Zombie-Weihnachtsmannkostüm ist deine Vorstellung von Spaß?«
»Du bist bloß neidisch, weil du dich nicht verkleiden darfst«, konterte Garcia. »Du und Captain Blake sitzt am Tisch des Bürgermeisters, oder?«
Hunter nickte und verdrehte gleichzeitig die Augen. »Wird bestimmt ein richtig toller Abend.«
Garcia lachte leise. »Ja, jede Wette.«
Wie der Name bereits andeutete, bestand die Hauptaufgabe der Abteilung für Spurenanalyse darin, organisches sowie anorganisches Spurenmaterial zu analysieren, das im Zusammenhang mit Straftaten entweder vom Täter auf das Opfer übertragen oder in der Umgebung eines Tatortes sichergestellt worden war.
Als sie die Doppeltür erreichten, die zu den Räumlichkeiten des Labors führte und die stets verschlossen gehalten wurde, betätigte Hunter den Summer. Sie warteten. Wenige Sekunden später ertönte das gedämpfte Zischen der Türentriegelung.
Im Labor, das mindestens so viel Raum einnahm wie das gesamte Raub- und Morddezernat, war es unangenehm kühl, wenngleich immer noch etwas wärmer als im Freien. Mehrere Kriminaltechniker in langen weißen Laborkitteln waren an verschiedenen Arbeitsplätzen beschäftigt. Im Hintergrund lief leise Klassik.
»Hier drüben, Gentlemen«, hörten sie Dr. Slater rufen, während sich hinter ihnen die Türen langsam wieder schlossen.
Dr. Slater saß unweit von Hunter und Garcia vor einem inversen Mikroskop.
Sie war Mitte dreißig, etwa eins siebzig groß, schlank und athletisch gebaut, mit hohen Wangenknochen und einer schmalen Nase. Ihre langen blonden Haare waren oben auf dem Kopf zu einem unordentlichen Knoten zusammengedreht. Wie meistens trug sie nur ein ganz dezentes Make-up, das das Blau ihrer Augen betonte.
»Danke, dass Sie so schnell gekommen sind.« Sie begrüßte die Detectives mit einem Nicken.
»Tja. Ihr rätselhafter Anruf hat uns neugierig gemacht«, gab Garcia mit einem Lächeln zurück. »Was haben Sie denn Spannendes für uns?«
»Genau das, was ich Robert am Telefon bereits erklärt habe«, antwortete sie. Ihre Stimme klang sanft und freundlich, aber kein bisschen unsicher. Man hörte ihr die langjährige Berufserfahrung an. »Jemand hat mir irgendwann im Laufe des Wochenendes ein Päckchen in den Briefkasten gesteckt - wahrscheinlich gestern Nacht oder heute am sehr frühen Morgen. Schon allein der Umschlag hat mich stutzig gemacht.« Sie lenkte die Aufmerksamkeit der beiden auf einen großen transparenten Asservatenbeutel, der vor ihr auf dem Tisch lag. Darin befand sich ein großer brauner Umschlag, auf dessen Vorderseite in großen schwarzen Buchstaben »Susan Slater« stand.
»Darf ich?«, fragte Hunter.
»Nur