Der Dschungel
Es war Freitagnachmittag, der 9. November, um Viertel nach vier und einer dieser trüben, grauen Tage, an denen die Stadt wie eine Sammlung von Schnappschüssen aus den vierziger Jahren aussieht - diese quadratischen Dinger mit den gebogenen Rändern. Ich hatte mich in meiner neuen Wohnung eingerichtet, war seit etwa zehn Tagen wieder im Dienst. Ich saß gerade vor einem großen Stapel Festnahmeprotokollen in einem winzigen Büro, in dem man Platzangst kriegen konnte, im ersten Stock des Midtown-North Reviers, zu dem ich bis Silvester abkommandiert war.?Auf der einen Seite befand sich die Toilette, auf der anderen der Aufenthaltsraum, in dem ungefähr zwei Dutzend uniformierte Cops Sandwiches aus Papiertüten vertilgten und sich einen Film auf WOR-TV ansahen - Gorilla at Large, mit Lee J. Cobb, Cameron Mitchell, Raymond Burr und Lee Marvin. Bei dem Film ging es um einen mutierten Zirkusgorilla, der gern Menschen biss und auf sie eindrosch, und um die Dreiecksbeziehung zwischen der schönen Trapezartistin, dem zwielichtigen Zirkusdirektor und einem ernsten jungen Hauptdarsteller, der offenbar als einziger Mensch auf der Welt glaubte, dass der Gorilla im Grunde seines Herzens ein liebenswürdiges und sanftmütiges Wesen war.?Die Wand war so dünn, dass ich alles über den Film mitkriegte. Mein Büro war in geschmackvollem Amtsgrün gehalten - inklusive der Scheibe des einzigen Fensters, das sonst eine schöne Aussicht auf den zentralen Lichtschacht geboten hätte. In dem Büro standen zwei kleine, beigefarbene Schreibtische, ich arbeitete an dem mit dem Telefon darauf.?Ich hatte ein Hero Sandwich von Blimpie gegessen und dachte über Truthahnbrust und Thanksgiving und Weihnachtsbäume nach und darüber, dass meine Ex-Frau die Zeit des Friedens und der Nächstenliebe und ziemlich schwerer Depressionen das erste Mal mit ihrer neuen Flamme verbringen würde, einem Burschen, dessen Name sich wie eine Erkrankung der Atemwege anhört - Pflam. Sie und Pflam, der nicht mal Cop war, planten, die Feiertage in einem rechteckigen Staat irgendwo im Westen zu verbringen, wo all die anderen Pflams Rüben oder weiß der Teufel was anbauten. Außerdem versuchte ich einen Bericht über die amüsanten Details einer Festnahme zu tippen, die mir in der Nacht zuvor gelungen war und bei der es um einen der ältesten Schwindel in New York City gegangen war - die Nummer mit dem sprechenden Hund. Das Tippen war nicht ganz einfach, da die Buchstaben t, b und h auf der alten Remington Standard fehlten, die Worte Trottel, Blödian oder Holzkopf konnte ich daher nicht verwenden.