Fragwürdige Identität: Gesamtausgabe
RÜCKKEHR
"Sie haben selbst gesagt, dass es für ihn das Beste ist, wenn er so schnell wie möglich in seine gewohnte Umgebung kommt", hörte er Falicia sagen. "Ja, Sie haben recht, Señora Rodríguez", antwortete eine männliche Stimme, die er zunächst nicht zuordnen konnte. "Die Physiotherapeutin hat mir die Handhabung mit der Elektrotherapie erklärt und wird täglich zu uns nach Hause kommen, um mit meinem Mann zu arbeiten." Jemand streichelte seine linke Hand. "Das Wichtigste derzeit sind seine Blutzuckerwerte, die bereiten mir bei Ihrem Anliegen einige Sorgen." Jetzt erkannte Nicolás die Stimme von Doctor Quintero. "Dafür haben wir Schwester Catalina, sie ist auf Diabetiker spezialisiert und kennt meinen Mann seit Jahren." Falicia beendete das Streicheln seiner Hand. "Tatsächlich? Unter diesen Voraussetzungen mache ich Ihnen die Papiere fertig, Señora." Einen Augenblick später klappte eine Tür. "Nicht weglaufen", hörte sich Nicolás murmeln und tastete nach ihrer Hand. Was war eben auf dem Flur passiert? Ihm kam der Insektenstich in den Sinn, wovon ihm schlecht geworden war. "Mi Amor!" Sie küsste seine Lippen, sodass ihm ganz warm wurde. "Du hast dir zu viel zugemutet und bist neben deinem Bett zusammengebrochen." Sanft strich ihre Hand über sein Gesicht. Neben seinem Bett? Seine Gedanken kamen nur schwerfällig in Gang und glichen einer zähflüssigen Masse. War er nicht auf dem Flur gewesen? Er zwang sich, die Augen zu öffnen. "Juan ist schon unterwegs, und dann bringen wir dich nach Hause." Falicia lächelte ihn freudestrahlend an, beugte sich zu ihm herab und küsste seine Stirn. "Du wirst sehen, da kommst du viel schneller auf die Beine." Seine Augenlider fielen ungewollt zu, schwere Müdigkeit nahm ihm seinen Willen.
Er musste eingeschlafen sein, wurde jedoch allmählich durch Stimmen, die in sein Bewusstsein drangen, wieder wach. "Bist du dir ganz sicher, was du da tust, Licy?", flüsterte jemand. "Juan! Ich hätte dich sonst wohl kaum hergebeten." Falicias angenehme Stimme drang deutlich zu ihm. Sie musste links neben ihm sitzen. "Hast du mit Enrique gesprochen?""Natürlich nicht. Er ist doch jedes Mal der Grund, warum wir uns überhaupt streiten." Sie streichelte sein Gesicht. "Nicolás? Es geht jetzt nach Hause." Es fiel ihm noch immer schwer, die Augen zu öffnen. Er benötigte mehrere Anläufe, bis es ihm gelang. Wieder brannte das gedämpfte Licht im Zimmer. Draußen, hinter der Fensterscheibe, leuchteten die Sterne am Nachthimmel. "Huh! Damit riskierst du die nächste Kriegserklärung", behauptete Juan. "Schon dunkel?", fragte Nicolás, und es klang für ihn, als sei er betrunken. "Die beste Zeit des Tages hast du früher gesagt." Juan drängte ihn zum Aufsetzen. "Hier", er reichte ihm die Unterarmgehstützen. "Der Wagen steht vor dem Eingang." Er zog Nicolás dunkelblaue Stoffschuhe an. "Kann es losgehen?" Gemächlich richtete er sich auf. Obwohl er sich etwas benommen fühlte, gefiel ihm der Gedanke außerordentlich gut, nach Hause zu kommen und zu sehen, wo und wie er wohnte, ob er in einer großen oder kleinen Wohnung lebte. Falicia trug eine Reisetasche, während Juan mit ihm über den Flur auf die Fahrstühle zuging. "Ich habe nichts verändert. Du sollst alles so vorfinden, wie ..." Falicia stockte. Nicolás drehte sich zu ihr um und blickte sie fragend an. "... an dem Tag, als du entführt wurdest." Sie drückte auf den Fahrstuhlknopf und trat dicht an ihn heran, sie küsste seine Lippen, begann mit ihnen sanft zu spielen. Juan räusperte sich, als sich die Fahrstuhltüren vor ihnen öffneten. "Nach Ihnen, Señor Rodríguez!" Er lachte. Falicia betrat nach ihm die Fahrstuhlkabine, dann Juan, der den Knopf für das Erdgeschoss drückte. Seltsam still waren die beiden auf dem Weg nach unten. Nicolás' Gedanken bekamen langsam mehr Klarheit. "Wie lange war ich nicht zu Hause?""Das ist doch unwichtig, Nic. Hauptsache ist, dass du wieder auf die Beine kommst." In diesem Augenblick öffne