HK Greiff: Tod aus heiterem Himmel
Liebhaber leben gefährlich
Immer wieder prüfte Walter Gamper die Bücher. Erschöpft lehnte er sich weit nach Mitternacht zurück. Also doch! Sein Verdacht hatte sich bestätigt.
Am nächsten Tag, kurz vor Feierabend, bat er Rolf Leitner in sein Büro. Er schob ihm eine vorbereitete Kündigung über den Tisch. "Sie brauchen nur noch zu unterschreiben", verlangte er. "Oder ist es Ihnen lieber, wenn ich Anzeige erstatte?"
Der Buchhalter erbleichte. "Wie haben Sie es herausbekommen?"
Walter Gamper winkte ab. "Sie scheinen mich für einen Schwachkopf zu halten. Das ist Ihr Fehler."
Rolf Leitner schluckte. "Weiß es auch...?"
"Meine Frau? Ich wollte erst Ihre Entscheidung abwarten. Sie war es, die damals Ihre Einstellung befürwortet hat. Zum Dank dafür haben Sie sie bestohlen. Es fehlen hundertzwanzigtausend Euro. Können Sie den Betrag zurückzahlen?" Als sein Gegenüber bestürzt den Kopf schüttelte, fuhr er frostig fort: "Das dachte ich mir. Hören Sie, ich liebe meine Frau über alles, und ich bin entschlossen, ihr diese menschliche Enttäuschung zu ersparen. Irgendwie werde ich den Fehlbetrag vor ihr vertuschen. Dafür erwarte ich jedoch, dass Sie verschwinden. Aus der Firma, aus der Stadt, aus diesem Land. Und zwar für immer. Nehmen Sie diesen Pass. Der Mann, dem er gehörte, verstarb vor drei Jahren an Gelbfieber. Sie sehen ihm ähnlich. Falls es jemals eine polizeiliche Untersuchung gibt, wird man Ihre Spur nicht aufnehmen können. Wenn Sie sich allerdings weigern..."
Rolf Leitner setzte hastig seinen Namen unter das Kündigungsschreiben. "Sie sind sehr großzügig, Herr Gamper", stammelte er, bevor er überstürzt das Allerheiligste seines Chefs verließ.
Walter Gamper griff zufrieden nach dem Telefonhörer und rief die Polizei an. "Jemand trachtet mir nach dem Leben."
Er wurde mit Hauptkommissar Eberle verbunden, dem er die Ursache seiner Befürchtung erklären musste.
"Ich wurde zufällig Zeuge eines Telefongespräches meiner Frau. Es war ein Schock für mich. dass sie einen Liebhaber hat, ahnte ich ja seit längerer Zeit, doch niemals hätte ich für möglich gehalten, dass dieser mich eines Tages würde umbringen wollen."
"Hat der von Ihnen Verdächtigte das so gesagt?", vergewisserte sich der Polizeibeamte.
"Er betonte, dass ich ihm im Wege sei. Ohne mich könne zwischen ihnen alles viel schöner sein."
"Und wie reagierte Ihre Frau?"
Walter Gamper zögerte. "Ich fürchte, sie hat den Sinn dieser Worte gar nicht richtig erfasst. Sie hielt dagegen, dass eine Scheidung nicht in Frage käme. Der Name der Firma, die ihr Großvater gegründet habe, stünde auf dem Spiel. Außerdem würde sie mit mir einen fähigen Direktor verlieren, was dem Umsatz kaum förderlich sein könne. Der Mann wurde nicht deutlicher, doch für mich steht fest: er wird versuchen, mich zu töten."
"Wissen Sie, wer es ist?"
"Die Stimme kam mir merkwürdig bekannt vor. Bis heute tappe ich im Dunkeln. Leider fiel sein Name nicht. Ursula, meine Frau, nannte ihn nur Tiger."
"Haben Sie mit ihr über dieses Telefonat gesprochen?", forschte Eberle.
"Selbstverständlich nicht. Ich möchte, dass dieses Problem möglichst diskret gelöst wird. Ich liebe Ursula. Mit kleinen Einschränkungen führen wir eine durchaus glückliche Ehe. Die eine oder andere Eskapade gestehe ich ihr stillschweigend zu. Ohne ihre Firma wäre ich heute wahrscheinlich noch ein unbedeutender Büroangestellter. Wer das Geld besitzt, bestimmt die Spielregeln. Das finde ich völlig in Ordnung. Nur wenn man mir ans Leben will, spiele ich nicht mehr mit."
Dafür hatte der Kommissar Verständnis. Allerdings neigte er dazu, die Ängste des Anrufers für übertrieben anzusehen. "Wir brauchen konkretere Anhaltspunkte", sagte er. "Bedauerlicherweise verfügen wir über nicht genügend Mitarbeiter, so dass wir..."
"Schon verstanden", unterbrach ihn Walter Gamper ärge