Nachtkiller
Kapitel 1
Jane Kinnear
Ich schaute die beiden Polizeibeamten an meinem Krankenhausbett an und fragte sie, ob ich eine Zigarette haben dürfte. "Ich weiß, dass es nicht erlaubt ist, aber ich brauche dringend eine, um meine Nerven zu beruhigen, und vor die Tür gehen kann ich ja wohl kaum. Nicht nach dem, was ..." Ich ließ meine Stimme ausplätschern, denn es war allen klar, wie der Satz enden würde.
Die Ranghöhere der beiden Polizisten - eine attraktive Schwarze Anfang dreißig, die eine wirklich hübsche Lederjacke über einem eng anliegenden weißen T-Shirt trug - machte zunächst den Eindruck, als wollte sie Nein sagen, doch dann schaute sie zu ihrem Kollegen herüber, einem schmalen Typ, der etwa genauso alt war wie sie und seine schütter werdenden Haare zurückgekämmt trug. "Haben Sie irgendwelche Einwände, wenn diese Dame das Gesetz bricht, DC Jeffs?"
"Falls ich dann auch eine haben kann", sagte er und warf mir ein verschlagenes Lächeln zu.
"Ich fürchte nur, ich habe keine Zigarette", sagte ich.
"Nehmen Sie eine von meinen."
DC Jeffs zog eine Schachtel Silk Cut aus seiner Jackentasche, zündete zwei auf einmal an und reichte mir eine. Mit zitternden Händen nahm ich die Zigarette, murmelte "Danke" und sog gierig daran. Sie schmeckte herrlich. Ich blies den Rauch zur Decke und nahm noch zwei tiefe Züge, während die beiden Polizisten geduldig dasaßen und warteten. Schließlich streifte ich die Asche in den Plastikbecher neben meinem Bett ab. Zum ersten Mal in dieser Nacht fühlte ich mich halbwegs entspannt. Ich wandte mich an die schwarze Polizistin, die sich mir als DS Anji Abbott vorgestellt hatte.
"Wo soll ich anfangen?", fragte ich.
Sie lächelte und stellte einen Kassettenrekorder auf den Nachtschrank. "Ganz vorne", sagte sie.
Ich nickte bedächtig und atmete tief durch, um Kräfte zu sammeln für das, was ich zu erzählen hatte.
Ich bin Anil in einem Baumarkt zum ersten Mal begegnet. Klingt merkwürdig, war aber so. Ich war auf der Suche nach professionellem Rohrreiniger, und er wollte - keine Ahnung, was er einkaufen wollte, ich interessierte mich mehr für ihn selbst. Er war ein gut aussehender Bursche, nicht der Größte und auch ein, zwei Kilo fülliger, als normalerweise mein Geschmack ist, aber er hatte ein nettes Gesicht. Wie jemand, der gern lächelt.
Ich fand ihn halt attraktiv. Schöne Hände hatte er auch - das ist etwas, worauf ich bei Männern immer zuerst achte. Also habe ich dafür gesorgt, dass er mich bemerkt, und ihn breit angelächelt. Und das war's dann. Wir sind ins Plaudern geraten, haben unsere Telefonnummern ausgetauscht, und keine achtundvierzig Stunden später haben wir uns zu unserer ersten Verabredung getroffen.
Das ist zwei Wochen her. Wir hatten dann noch ein weiteres Date vor letzter Nacht, ein Abendessen in einem Restaurant hier in der Gegend. Das endete mit einem Kuss auf dem Gehweg vor meiner Haustür und wäre vielleicht auch weiter gegangen, wenn ich mich nicht an meine eiserne Regel gehalten hätte: nie mit einem Mann vor dem dritten Date ins Bett. Wer nicht so lange warten kann, ist ohnehin nur ein Aufreißer, um den man am besten einen Bogen macht.
Heute Nacht war also unsere dritte Verabredung. Ich habe keinen Führerschein, deshalb sollte Anil mich in meiner Wohnung in Watford abholen, und wir würden dann zu ihm fahren in das kleine Dorf, wo er wohnt, er wollte etwas für uns kochen. Ich denke, wir wussten beide, dass wir miteinander im Bett landen würden, und um ehrlich zu sein, war ich ein bisschen nervös. Ich hatte schon immer eine ausgeprägte Libido. Das heißt nicht, dass ich mit jedem ins Bett steige - ganz im Gegenteil -, sondern nur, dass es für mich eine gewisse Rolle spielt, dass ein Mann im Bett weiß, was er tut. Ich habe in der Hinsicht ein paar Desaster erlebt, und weil ich Anil wirklich mochte und darauf hoffte, dass es funken würde zwisc