Castle 5: Deadly Heat - Tödliche Hitze
EINS
NYPD-Mordermittlerin Nikki Heat parkte ihren grauen Crown Victoria in zweiter Reihe hinter dem Wagen der Gerichtsmedizin und marschierte auf das Pizzarestaurant zu, in dem eine Leiche auf sie wartete. Ein uniformierter Polizist in einem kurzärmeligen Hemd hielt das Absperrband für sie hoch, damit sie darunter hindurchschlüpfen konnte, und als sie sich auf der anderen Seite wieder aufrichtete, hielt Heat inne und ließ den Blick über den Broadway schweifen. Genau in diesem Moment befand sich ihr Freund Jameson Rook auf einer Presseveranstaltung am Times Square, um die Veröffentlichung seines neuen großen Artikels zu feiern. Dieser Artikel war so groß, dass der Verlag daraus die Titelstory gemacht hatte, mit der er die Webseite der Zeitschrift eröffnen wollte. Heat hätte sich freuen sollen. Stattdessen fühlte sie sich absolut mies. Weil es in diesem großen Artikel um sie ging.
Sie machte einen Schritt, um das Restaurant zu betreten, aber nur einen. Diese Leiche würde ihr nicht weglaufen, und Heat brauchte einen Augenblick, um sich dafür zu verfluchen, dass sie Rook geholfen hatte, den Artikel zu schreiben.
Vor ein paar Wochen, als sie ihm die Erlaubnis erteilt hatte, ihre Ermittlungen im Mordfall ihrer Mutter aufzuzeichnen, war es ihr noch wie eine gute Idee vorgekommen. Nun ja, vielleicht nicht wie eine gute Idee, sondern eher wie eine kluge Idee. Heats dramatische Verhaftung des überraschenden Mörders nach über zehn Jahren wurde zur brisanten Neuigkeit, und Rook hatte es ganz unverblümt ausgedrückt: Irgendjemand würde diese Story schreiben. Wäre es ihr lieber, wenn es ein zweifach mit dem Pulitzerpreis ausgezeichneter Journalist machen würde oder irgendein Boulevardblattschreiberling?
Rooks Interviews waren intensiv gewesen und hatten ein ganzes Wochenende in Anspruch genommen. In ständiger Anwesenheit seines Diktiergeräts begannen Heats Ausführungen mit dem Thanksgiving-Abend des Jahres 1999. Sie und ihre Mom hatten Kuchen backen wollen, und Nikki hatte sie aus der Gewürzabteilung des Supermarkts angerufen, nur um über das Telefon mit anzuhören, wie ihre Mutter erstochen wurde, während sie verzweifelt und hilflos nach Hause rannte. Sie erzählte Rook davon, wie sie ihr Hauptfach am College von Schauspiel zu Strafverfolgung gewechselt hatte, damit sie Polizistin statt Schauspielerin werden konnte, obwohl das eigentlich immer ihr Traum gewesen war. "Mord", hatte sie gesagt, "verändert alles."
Heat teilte ihre Frustration über die Suche nach Gerechtigkeit mit ihm, die sich über das folgende Jahrzehnt erstreckte. Und ihren Schock, als sie vor einem Monat einen Durchbruch erlebte. Ein Koffer, der in der Nacht des Mordes aus der Wohnung ihrer Mutter gestohlen worden war, tauchte plötzlich an einem von Nikkis Tatorten auf - und darin befand sich die Leiche einer Frau. Der Versuch, diesen neuen Mord an der Frau im Koffer aufzuklären, führte Heat auf eine unerwartete Reise in die verborgene Vergangenheit ihrer Mutter. Die Spur führte nach Paris, wo Nikki verblüfft erfuhr, dass Cynthia Heat eine Spionin für die CIA gewesen war. Statt der Klavierlehrerin, für die sie sich ausgegeben hatte, war ihre Mutter eine Agentin gewesen, die ihre Musikstunden als Tarnung benutzte, um sich Zugang zu den Häusern von Diplomaten und Industriellen zu verschaffen, damit sie diese ausspionieren konnte.
Nikki erfuhr das alles am Totenbett des ehemaligen CIA-Vorgesetzten ihrer Mutter, einem Mann namens Tyler Wynn. Doch da es bei Spionen nun einmal so üblich war, hatte der alte Mann seinen Tod nur vorgetäuscht, um sie von der richtigen Spur abzubringen. Nikki musste das auf die harte Tour herausfinden, als der ehemalige Mentor ihrer Mutter plötzlich mit einer Waffe in der Hand auftauchte, um ihr das Geheimnis in Form von belastenden Dokumenten abzunehmen, für das Cynthia Heat gestorben war. Warum? Weil Cynthia Heat