Der 38. Sommer
Schleichendes Gift
1
In den nächsten Wochen stellte sich heraus, dass sich Taavi im ‚Lederetui' ausgesprochen wohl fühlte. Er genoss die Blicke und Anmachen der augenscheinlich harten Kerle, hielt sich jedoch sehr zurück. Er hatte nicht wirklich Interesse an anderen Männern, sein Herz gehörte Robin und das wollte er auch nicht ändern. Trotzdem zog es ihn immer wieder in den Laden und Robin begleitete ihn eher notgedrungen aus zwei Gründen. Er wollte ein Auge auf seinen begehrten Freund haben und diesen außerdem bei Laune halten. Allerdings wurde das mit jedem Mal schwieriger. Robin war völlig erschöpft, seine Arbeitszeiten gaben kein ausgedehntes Nachtleben her. Oft genug blieben ihm kaum drei Stunden Schlaf und auch wenn er sich vom Alkohol fern hielt, war er nach fünf Wochen total erledigt und begann, bei der Arbeit Fehler zu machen. Das wiederum alarmierte ihn und er begriff, dass er sich entscheiden musste. Entweder, er vertraute Taavi und ließ ihn allein gehen oder er warf den Job hin, was er keinesfalls wollte.
"Ich geh heute nicht mit!"
Es war der erste Samstag im neuen Jahr, Robin kam erst vor zwei Stunden heim, dümpelte seither auf der Couch herum und war sogar zu müde, etwas zu essen. Taavi war bereits dabei, sich anzuziehen und streckte den Kopf aus dem Bad.
"Wieso nicht?"
"Weil ich komplett am Arsch bin! Hast du Tomaten auf den Augen?! Du könntest ja auch ausnahmsweise mal mit mir hier bleiben!", flüsternd fügte er hinzu: "Und mir was zu essen machen."
"Du weißt, ich brauch die Abwechslung, sonst tötet mich mein Job!", antwortete Taavi theatralisch und zog sich wieder ins Bad zurück.
"Ich bin wohl nicht mehr genug Abwechslung!", brummte Robin leise vor sich hin.
"Was ist?"
"Nichts ... ich geh schlafen!"
"Och komm, ich will da nicht allein hin!"
Taavi war fertig und trat in einer Wolke von Davidoff ins Zimmer. In seiner einfachen, schwarzen Lederröhre nebst weißem, eng anliegendem Ripppullover sah er wieder umwerfend aus, wie Robin vom Bett her verdrießlich feststellte. Aber selbst das konnte ihn heute nicht motivieren.
"Nein, ich muss schlafen! Es ist wohl nicht zuviel verlangt, wenn ich ..."
Er war über seine Worte eingeschlafen, was Taavi überrascht zur Kenntnis nahm. Es sah aus, als müsse er tatsächlich alleine los, was ihm allerdings gar nicht gefiel. Er verzog das Gesicht.
"Allein mag ich aber nicht ... Menno", wiederholte er ungeachtet dessen, dass sein Freund ihn definitiv nicht mehr hören konnte. An diesem Abend blieb auch Taavi zu Hause, er zog sich wieder aus und schlüpfte zu Robin ins Bett.
So entwickelte sich neben Robins Unordnung anschließend dessen Müdigkeit zum ständigen Streitthema. Natürlich erkannte Taavi, dass sein Freund nicht nur aus Lustlosigkeit so tat, sondern wirklich erschöpft war. Das jedoch kollidierte mit seinen Wünschen, er glaubte wirklich, wenn er abends keine Zerstreuung hatte, würde er tagsüber im Job nicht durchhalten. Er hätte aufhören können, sogar seine Eltern bemerkten seine Veränderung und rieten dazu, aber Taavi wollte wie immer das zu Ende bringen, was er angefangen hatte. Aufgeben lag ihm nun einmal nicht.
Einige Male war er mit Robin daheim geblieben, dann hielt er es nicht mehr aus, diesem beim Schlafen zusehen zu müssen. Mit jedem Mal regte ihn das mehr auf, er begann, diese Müdigkeit auf sich zu beziehen, darauf, dass er zu langweilig geworden war, um seinen Freund wach zu halten. Deshalb kam der Tag ziemlich schnell, an d