Dragon Teeth - Wie alles begann
MARSH
Professor Marsh hatte seine Räume im Peabody Museum auf dem Campus von Yale. Auf einer schweren grünen Tür stand in großen weißen Lettern: PROF. O. C. MARSH. BESUCHE NUR NACH SCHRIFTLICHER TERMINVEREINBARUNG.
Johnson klopfte. Da niemand antwortete, klopfte er noch einmal.
»Gehen Sie.«
Johnson klopfte ein drittes Mal.
In der Mitte der Tür öffnete sich ein kleines Fenster, und ein Auge spähte heraus. »Worum geht's?«
»Ich würde gerne mit Professor Marsh sprechen.«
»Aber will er auch mit Ihnen sprechen?«, fragte das Auge. »Ich bezweifle es.«
»Ich melde mich auf seine Anzeige hin.« Johnson hielt die Zeitung von der vergangenen Woche in die Höhe.
»Tut mir leid. Zu spät. Alle Positionen sind bereits besetzt.« Das Fenster wurde wieder zugeklappt.
Johnson war es nicht gewöhnt, dass man ihm irgendetwas verweigerte, vor allem nicht einen lächerlichen Ausflug, den er eigentlich gar nicht machen wollte. Wütend trat er gegen die Tür. Er starrte in den Kutschenverkehr auf der Whitney Avenue. Aber dank seines Stolzes und der tausend Dollar, die auf dem Spiel standen, beherrschte er sich wieder und klopfte höflich noch einmal. »Es tut mir leid, Professor Marsh, aber ich muss wirklich mit Ihnen in den Westen gehen.«
»Junger Mann, das Einzige, wohin Sie gehen müssen, ist weg von meiner Tür. Gehen Sie.«
»Bitte, Professor Marsh. Bitte lassen Sie mich an Ihrer Expedition teilnehmen.« Der Gedanke an seine Demütigung vor Marlin war für Johnson schrecklich. Seine Stimme brach, Tränen stiegen ihm in die Augen. »Bitte, lassen Sie mich ausreden, Sir. Ich werde tun, was immer Sie sagen, bringe sogar meine eigene Ausrüstung mit.«
Das Fenster ging wieder auf. »Junger Mann, jeder bringt seine eigene Ausrüstung mit, und jeder tut, was immer ich sage, bis auf Sie. Sie bieten hier einen sehr unmännlichen Anblick.« Das Auge spähte wieder heraus. »Jetzt gehen Sie.«
»Bitte, Sir, Sie müssen mich nehmen.«
»Wenn Sie hätten mitkommen wollen, hätten Sie sich schon letzte Woche auf die Anzeige melden sollen. Alle anderen haben es getan. Wir hatten letzte Woche dreißig Kandidaten, aus denen wir auswählen konnten. Jetzt haben wir alle ausgesucht bis auf - Sie sind nicht zufällig Fotograf?«
Johnson sah seine Chance und ergriff sie. »Fotograf? Ja, Sir, das bin ich. Das bin ich tatsächlich.«
»Nun denn. Das hätten Sie gleich sagen sollen. Kommen Sie herein.« Die Tür ging weit auf, und Johnson sah nun zum ersten Mal die schwere, mächtige, weihevolle Gestalt von Othniel C. Marsh, Yales erstem Professor für Paläontologie, vor sich. Er war von mittlerer Größe und schien sich einer fleischigen, robusten Gesundheit zu erfreuen.
Marsh führte ihn ins Innere des Museums. Die Luft war kalkig, und Sonnenstrahlen durchstachen sie wie in einer Kathedrale. In dem riesigen, höhlenartigen Saal sah Johnson Männer in weißen Mänteln, die sich über große Steinbrocken beugten und mit kleinen Meißeln Knochen freilegten. Sie arbeiteten sehr vorsichtig, das sah er, und benutzten kleine Bürsten, um ihre Arbeit zu säubern. In einer entfernten Ecke wurde ein riesiges Skelett zusammengebaut, das Knochengerüst wuchs bis zur Decke.
»Giganthropus marshiensis, die Krönung meiner Arbeit«, sagte Marsh und deutete auf das hoch aufragende Knochenwesen. »Bis jetzt zumindest. Habe sie '74 im Wyoming Territory entdeckt. Ich stelle sie mir immer als eine Sie vor. Wie heißen Sie?«
»William Johnson, Sir.«
»Was macht Ihr Vater?«
»Mein Vater ist im Schiffsbau, Sir.« Johnson musste wegen des Kalkstaubs husten.
Marsh schaute argwöhnisch. »Geht es Ihnen nicht gut, Johnson?«
»Nein, Sir, alles ist vollkommen in Ordnung.«
»Krankheit kann ich in meiner Umgebung nicht dulden.«
»Um meine Gesundheit ist es bestens bestellt, Sir.«
Marsh schien davon noch nicht überzeugt. »Wie alt