Ein Restaurant zum Verlieben: Drei Romane in einem eBook
Kapitel 1
»Frau Rossini, Sie wissen, wie ich zu Ihrem Restaurant stehe. Ich kenne das Felicità bereits seit seiner Eröffnung und Ihre Eltern seit damals, als sie es als junges Paar übernommen haben. Da waren Sie noch gar nicht auf der Welt. Ihr Restaurant ist eine der wenigen Einrichtungen, die ich mir nicht mehr aus unserer Straße wegdenken könnte. Tun Sie endlich etwas, sonst werden Sie noch vor Ende des Jahres schließen müssen.«
Maddalena befand sich in ihrem stickigen Büro, das nur ein kleines Fenster besaß, und kämpfte schon seit Stunden mit Nummern, Papieren und - telefonisch - mit dem strengsten aller Steuerberater, Herrn Schlosser. »So schlimm?«
»Schlimmer!«
»Was schlagen Sie vor?«
»Das kann ich nicht sagen. Ich bin Steuerberater, kein Gastronom. Nehmen Sie sich ein Beispiel an Ihren Eltern. Die haben fast 30 Jahre lang alles genau richtig gemacht.«
Das wusste Maddalena inzwischen. Es war ja nicht so, dass Herr Schlosser ihr das nicht alle paar Minuten vorhielt. Um ehrlich zu sein, hatte Maddalena ja genau das getan:
Sie hatte den Laden vor einigen Jahren übernommen. So ganz ohne Zeremonie. Ihre Eltern waren wieder zurück nach Italien gezogen, und Maddalena hatte einfach so weitergemacht wie zuvor.
»Es ist halt nicht einfach ...«, versuchte Maddalena sich irgendwie herauszureden und gleichzeitig - das musste sie sich selbst eingestehen - ein wenig Mitleid in ihrem Gesprächspartner zu wecken.
»Ja, Frau Rossini, das kann ich mir schon vorstellen. Aber es gibt in unserer Straße durchaus erfolgreiche Restaurants, also hängt es einfach nur an Ihnen. Und das, obwohl Sie weiß Gott genug Talent besitzen.« Herr Schlosser nahm sich wirklich viel heraus. Aber er hatte es Maddalenas Vater hoch und heilig versprochen, sich um dessen Tochter zu kümmern. Wenn sie es einerseits zu schätzen wusste, so war es doch oft frustrierend, ständig so hart mit der Realität konfrontiert zu werden. Diese wiederholten Anspielungen etwa auf erfolgreiche Restaurants. Maddalena wusste genau, wen Herr Schlosser damit meinte:
Tommaso Trotta.
Auch er hatte seit knapp einem Jahr ein Restaurant. In derselben Straße. Die Eröffnung von Tommasos Trattoria Trotta hatte den Anfang des Endes gekennzeichnet. Exakt seit Bestehen seines Restaurants hatte das Felicità begonnen, heftig zu wanken.
Niedergeschlagen legte Maddalena auf. Sie brauchte ganz klar einen Plan, um das Felicità zu retten. Nur fand sie partout keinen Weg aus dem Sumpf aus Rechnungen, Mahnungen, demotiviertem Personal und unzufriedenen Gästen. Sie spürte die ganze Last auf ihren Schultern und war sich nicht sicher, ob sie das noch lange aushalten konnte.
Sie hatte ja schon irgendwie Lust auf etwas Neues. Allein schon von der Einrichtung her war das Felicità überholt und einfach nicht mehr aktuell. Das Motto passte ihrer Meinung nach nicht mehr. Felicità - Glück. Selbst das italienische Schlager-Duo Al Bano und Romina Power, das dank eines Songs mit eben diesem Titel weltberühmt geworden war, hatte sich getrennt. Trotzdem war der Innenraum des Lokals mit Bildern geschmückt, die dieses Nicht-mehr-Paar in der Blüte ihrer Jugend zeigten. Ganz ehrlich war Maddalena selbst genervt vom 80er-Jahre-Look ihres Restaurants. Ihr war natürlich klar, dass sich etwas ändern musste. Aber sie hatte schlicht und einfach nicht das Geld dazu. Deshalb erhob sie sich, ging den Flur entlang in den Gästeraum und blickte dabei auf ihre zahlreichen gerahmten Urkunden, Teilnahmebescheinigungen und Zeugnisse. Ihr Vater hatte sie in ihrer Ausbildungszeit zu jedem auch nur erdenklichen Kochkurs angemeldet, den er ausfindig machen konnte. Nur ihm hatte sie es zu verdanken, wenn sie heute von sich behaupten konnte, eine wahre Vorspeisen-Spezialistin geworden zu sein. Schade, dass ihre hervorragende Ausbildung ihr momentan nichts nutzte. Dann hielt