Finding us - Verfallen
Kapitel 1
Hank
New York City war ätzend. Wenn der Job nicht gut und die Bezahlung anständig gewesen wäre, wäre ich von hier verduftet und gleich nach Hause auf meine Ranch zurückgekehrt.
Die Leute hier waren nichts weiter als Drohnen, leblose Hüllen, die durch die Betonwüste hasteten. Immer in der Angst, zu spät zu kommen oder irgendetwas zu verpassen. Und während sie herumhetzten, waren ihre Plastikgesichter voller Hoffnung, als warte der große Durchbruch gleich um die Ecke auf sie. Aber das tat er nicht.
Gott, wie ich diese verfluchte Stadt hasste.
Das Einzige, was sie für mich erträglich machte, waren die Frauen. In New York gab es jede Menge schöner Frauen, die sich danach sehnten, mit einem Kerl wie mir zu schlafen. Sie betrachteten mich als Jungen vom Land. Frischfleisch. Ich hatte nichts dagegen. Schließlich war ich nicht auf der Suche nach der Liebe meines Lebens. Wir hatten alle nur eins im Sinn - einen Orgasmus.
Was schöne Frauen anging, hatte die, die hier immer morgens um Punkt sieben aufkreuzte, meine volle Aufmerksamkeit. Die hatte Klasse. Sie trug meist Kostüme mit engen, bis zur Mitte des Oberschenkels geschlitzten Röcken, die sich an endlos lange Beine schmiegten. Ihre High Heels waren so hoch wie Stelzen. Sie musste ordentlich geübt haben, um jeden verfluchten Tag auf diesen dornenartigen Dingern 'rumlaufen zu können. In einem Paar Cowboystiefel und sonst nichts hätte sie bestimmt verdammt heiß ausgesehen.
Clever war sie auch. Zumindest legte sie Wert darauf, dass jeder sie für smart hielt. Außerdem hatte sie Geld - und zwar tonnenweise. Jeden Tag setzte ein Wagen oder eine glänzende schwarze Limousine sie hier ab. Allerdings nie mit einem Mann an ihrer Seite. Manchmal ertappte ich sie dabei, wie sie über die Sonnenbrille hinweglinste und meine Crew genauer musterte. Zum Teufel, vielleicht checkte sie mich sogar ein- oder zweimal ab. Das hätte mir gefallen. Ich hätte sogar überlegt, den ersten Schritt zu machen. Doch sie spielte nun mal so ganz und gar nicht in meiner Liga. Frauen, die so elegant waren wie sie, fingen mit einem Mann wie mir nichts an. Sie verabredeten sich mit Millionären, die protzige Schlitten besaßen - Männer, die einen Ferrari fuhren und keinen Ford Pick-up.
Meine Firma, Jensen Construction, war beauftragt worden, einen Bereich des Wolkenkratzers zu erweitern, in dem sie arbeitete. Wir sollten eine neue Lobby und weitere zehn Stockwerke hinzufügen. Letzten Endes würden dadurch ein paar Hundert neue Büros im Gebäude entstehen. Und obwohl es mir schwergefallen war, Texas zu verlassen, war der Auftrag viel zu lukrativ gewesen, um ihn sich entgehen zu lassen.
Mein Team und ich verdienten momentan fünfmal so viel wie daheim. Das war die neue Richtung, in die ich meine Firma führen wollte. Wenn die Ausschreibungen sich lohnten, gab ich auch Angebote für Jobs außerhalb der Staatsgrenze ab. Irgendwie hatte ich es geschafft, die Baufirmen hier in New York beharrlich zu unterbieten, und mir so den Auftrag an Land gezogen.
Für mich war es eine Win-win-Situation. Ich hatte immerhin Familie zu Hause, wenn auch weder Frau noch Kinder. Außerdem hatte ich meine Ranch, ein paar Pferde und Butch, meinen gelben Labrador. Den hatte ich allerdings mitgenommen, denn ein Mann lässt seinen besten Freund nicht drei Monate lang allein daheim sitzen. Um die Pferde kümmerte sich mein Bruder, der sie dafür reiten durfte, wann immer er wollte. Ein fairer Deal. Seine Jungs waren begeistert, und ich gelte jetzt als »weltbester Onkel«.
Nachdem ich mich davon überzeugt hatte, dass meine Männer mit Volldampf arbeiteten und alles lief wie geplant, machte ich mich auf in mein Büro. Die schwarze Stretchlimousine tauchte am Bordstein auf, die Sonne spiegelte sich auf der Chromstoßstange wider und blendete mich förmlich, so hell war das Licht. Lässig lehnte ich mich an das Metallgeländer der Treppe, um mir die Show anzuschauen