Hate Notes
2. KAPITEL
Charlotte
Zwei Monate später
Mein Lebenslauf brauchte dringend eine Überarbeitung. Nachdem ich zwei Stunden lang die Stellenanzeigen im Internet durchforstet hatte, war mir klar geworden, dass ich die Beschreibung meiner Kenntnisse und Fähigkeiten etwas aufpolieren musste. Den miesen befristeten Job, den ich bis heute gehabt hatte, konnte ich unter »Büroerfahrungen« verbuchen. Zumindest würde er sich gut auf dem Papier machen. Ich öffnete meine armselige Vita in Word und fügte meine letzte Anstellung als Rechtsanwaltsgehilfin hinzu.
Worman und Partner. Der Name passte. David Worman, der Anwalt, bei dem ich einen Monat lang gejobbt hatte, war wirklich halb Wurm und halb Mann. Nachdem ich den Zeitraum und die Adresse eingegeben hatte, lehnte ich mich zurück und dachte darüber nach, was ich bei der Arbeit für diesen Blödmann gelernt hatte.
Mal überlegen. Ich tippte mir mit dem Finger ans Kinn. Was habe ich diese Woche für den Wurm-Mann gemacht? Hmmm ... Gestern musste ich seine Hand von meinem Hintern entfernen und ihm drohen, eine Beschwerde bei der Gleichstellungsbehörde einzureichen. Ja, das musste ich unbedingt erwähnen. Ich schrieb:
Versiert im Multitasking, auch unter extremen Bedingungen.
Am Dienstag hatte mir der Wurm beigebracht, wie man die Frankiermaschine rückdatierte, damit das Finanzamt dachte, sein verspäteter Steuerscheck wäre fristgerecht abgeschickt worden, und keinen Säumniszuschlag erhob. Sehr gut. Das musste ich auch hinzufügen.
Leistungsstark unter Termindruck.
Vergangene Woche hatte er mich zu La Perla geschickt, um zwei Geschenke abzuholen: etwas Hübsches für seine Frau zum Geburtstag und eine sexy Kleinigkeit für eine »besondere Freundin«. Eigentlich hätte ich zusätzlich etwas für mich besorgen können - auf die Rechnung dieses Idioten. Einen Tanga für achtzig Dollar konnte ich mir derzeit wahrhaftig nicht leisten.
Hervorragende Arbeitsmoral und großes Engagement für Sonderprojekte.
Nachdem ich noch einige andere hohle Schlagworte und Phrasen ergänzt hatte, schickte ich meine Bewerbungsunterlagen an ein Dutzend neue Zeitarbeitsfirmen und belohnte mich mit einem randvollen Glas Wein.
Was hatte ich nur für ein aufregendes Leben! Freitagabend in New York, gerade mal zwanzig Uhr, und ich saß als siebenundzwanzigjährige Singlefrau in T-Shirt und Jogginghose auf der Couch. Aber ich hatte keine Lust auszugehen und Martinis für sechzehn Dollar in schicken Bars zu schlürfen, in denen Männer wie Todd verkehrten, die teure Anzüge trugen, um ihren inneren Wolf zu verbergen. Stattdessen trieb ich mich bei Facebook rum und sah mir das Leben anderer an - jedenfalls das, was sie davon öffentlich preisgaben.
Mein Newsfeed war voll von typischen Freitagabendposts: fröhliche Happy-Hour-Fotos, Bilder von kaltem und warmem Essen und von den Babys, die Freunde von mir bekommen hatten. Ich scrollte eine Weile ziellos herum und trank meinen Wein ... bis ich ein Foto erblickte, das mich erstarren ließ. Todd hatte ein Foto geteilt, das jemand anders gepostet hatte. Es zeigte ihn Arm in Arm mit einer Frau, die mir sehr ähnlich sah. Sie hätte glatt meine Schwester sein können: blondes Haar, große blaue Augen, helle Haut, volle Lippen - und der gleiche alberne verklärte Blick, mit dem auch ich Todd früher angehimmelt hatte. Nach ihrer Kleidung zu urteilen waren sie vermutlich unterwegs zu einer Hochzeit. Dann las ich, was unter dem Foto stand: Todd Roth und Madeline Elgin geben ihre Verlobung bekannt.
Ihre Verlobung?
Vor siebenundsiebzig Tagen - nicht, dass ich sie zählen würde - endete unserer Beziehung. Und jetzt hatte er schon der nächsten Frau einen Antrag gemacht? Es war nicht einmal diejenige, mit der ich ihn beim Fremdgehen erwis