Jedes Jahr im Juni - Der romantische Bestseller des Jahres
Kapitel 3
Rosie: Genau so ist es passiert, oder? Genau so (habe ich zumindest gehört) bitten die Franzosen jemanden, mit ihnen zu gehen.
Rosie: Oh, ja. Ich habe »mit ihnen zu gehen« gesagt. Was wirst du tun?
Rosie: PS: Ich hoffe, alles ist perfekt gelaufen!
Rosie: PPS: Vögelt ihr jetzt?
Ich halte mir das Handy hoch übers Gesicht, blinzele aus verquollenen, brennenden Augen auf das grell beleuchtete Display. Rosie hat, zusammen mit ihren vier WhatsApp-Nachrichten, ein Foto geschickt, und ich muss, trotz allem, was ich fühle, unwillkürlich lachen. Auf dem Foto steht Rosie auf dem klinisch weißen Fliesenboden der Hotelküche, die Hände in gespieltem Schock vor dem Mund, und Fox, unser Boss, unser größter Pantoffelheld und Freund, kniet in einer Anzughose auf einem seiner langen Beine vor ihr und hält ihr ein Croissant am ausgestreckten Arm hin, ungefähr so, wie jemand einen Verlobungsring präsentieren würde. Ironischerweise ist die Szene nah dran. Angeblich hat Lucas Marie nämlich seinen Antrag beim Frühstück im Bett gemacht. »Mit einem Ring, über ungefähr siebzehn Gebäckstücke hinweg«, hat er lachend erzählt.
Ich schließe mein Handy. Ich kann es noch nicht über mich bringen, ihr zu antworten. Ich werde es morgen tun oder alles erklären, wenn ich die beiden am Dienstag sehe, wenn ich wieder auf der Arbeit bin. Bis dahin werde ich bestimmt irgendeinen Sinn in all dem sehen können, die tiefere Bedeutung erfasst haben. Denn alles passiert aus einem Grund, oder? Selbst wenn einem am Anfang alles hoffnungslos oder falsch oder verdammt katastrophal erscheint. So weit bin ich in den drei Stunden gekommen, seit ich das Restaurant verlassen und verzweifelt versucht habe, mich aus dem Treibsand herauszukämpfen, in den ich offenbar einsinke: Es gibt einen Grund für das hier. Ich kann ihn nur noch nicht sehen.
Die Autofahrt vom Restaurant zu Lucas' Elternhaus in Le Touquet kam mir länger vor als sonst. Lucas plapperte die ganze Zeit fröhlich, während ich dazu nickte, die passenden Laute ausstieß und die vertrauten grünen Felder und winzigen, kopfsteingepflasterten französischen Dörfer verschwommen an meinem Fenster vorbeiflogen. Er begleitete mich von der Auffahrt des efeuumrankten Cottages seiner Eltern durch die Seitenpforte und weiter zum Ende ihres Gartens bis zur Bauernhaustür des Gartenhauses. Ich schloss sie rasch auf, in einem Wettlauf mit den Tränen, die ich auf der Autofahrt mit aller Macht in Schach gehalten hatte. Der Schlüssel, den Amanda, Lucas' Mum, mir bei meiner Ankunft jedes Mal in einem weißen DIN-A5-Umschlag überreicht, als wäre ich ein Gast in einem Landgasthof, lag feucht in meiner Hand. Lucas wollte mit hereinkommen. Das konnte ich sehen, während ich ihm zugewandt im Türrahmen stand - es war die Art, wie er die Hände in die Hosentaschen gesteckt hatte, die Schultern steif, einen Fuß auf der Türschwelle, während er an mir vorbei zu der kleinen Kochnische sah. Er erwartete, mit hereinzukommen, wie er es für gewöhnlich tut. Sich aufs Bett fallen zu lassen, die Schuhe von sich zu kicken, durch die Fernsehsender zu zappen, zuzuhören, während ich im Bad in meinen Pyjama schlüpfe und ihm die neuesten Geschichten von schrulligen Gästen bei der Arbeit erzähle, die Tür angelehnt, aber nicht geschlossen. Stattdessen bedankte ich mich bei ihm für das Dinner, entschuldigte mich dafür, dass ich es verkürzt hatte, und schwafelte wieder etwas von Migräne.
»Na, dann ruh dich aus, Em«, sagte er. »Und ruf mich an, wenn du irgendetwas brauchst, okay? Ich bin gleich drüben im Haus, oben. Ich kann den Room Service spielen.«
»Ich komme schon klar.«
»Im Ernst«, sagte er und beugte sich dann vor, um seine warme Wange an meine zu legen. »Alles Gute zu unserem letzten Tag als Neunundzwanzigjährige. Haben wir nicht jahrelang darauf gewa