Monty - Auge um Auge
2. Vier Freunde
W ährend Tina Bassman ihren Burger auf dem Tablett hin und her schob, beobachtete sie das ungleiche Pärchen zwei Tische weiter. Sie wusste genau, was da gleich passierte, aber sie wollte es mit eigenen Augen sehen. Tags zuvor bekam sie die Info, dass das Schnellrestaurant ein beliebter Übergabepunkt bei Hundehändlern ist. Sie konnte gar nicht glauben, dass hier neben Fastfood auch Hundewelpen serviert wurden. Der junge Mann, Anfang zwanzig, mit Kapuzenshirt und löchriger Jeans, schob der elegant gekleideten Frau dreihundert Euro hinüber. Die Frau, vielleicht Ende vierzig, übergab daraufhin eine weite Tasche, in der eine Pappkiste verstaut war. Es fielen zwischen Käufer und Verkäuferin nicht viele Worte, die Tina auf die Entfernung sowieso nicht verstanden hätte. Aber sie sah, dass die Frau einen blauen Hunde-Pass übergab und sich ein wenig über das Desinteresse ihres Gegenübers ärgerte. Der junge Bengel ignorierte nun die Verkäuferin gänzlich und versuchte, einen vorsichtigen Blick in den Karton zu werfen. Zum Vorschein kam ein kleiner beiger Kopf mit schwarzen Ohren, der schüchtern über den Rand schaute und ängstlich winselte.
Nicht nur Tina richtete ihren Blick in diesem Moment auf den anderen Tisch. Auch andere Gäste des Schnellrestaurants wurden auf die Übergabe des Mopswelpen aufmerksam. Die Frau stand rasch auf, bedachte den Mann mit einem missbilligenden Blick, zischte etwas mit osteuropäischem Akzent und verschwand. Verstehen konnte er das Verhalten nicht, letztendlich war es dem jungen Mann aber egal. Das war jetzt sein Hund. Mit glänzenden Augen schaute der neue Mopsbesitzer in die Runde und verkündete: "Das ist Killer."
Als Ben Bremer von der Autobahn auf den Parkplatz auf fuhr, fiel ihm der rote Kombi sofort auf. Ein paar Kilometer vorher überholte ihn genau dieser Wagen auf der rechten Spur. Auf der Rückbank saß ein großer Hund und schaute zu ihm herüber. Klasse, jetzt eine Vollbremsung und der Hund geht durch die Frontscheibe, dachte Ben. Der Kombi stand auf der linken Seite der Parkplatzeinfahrt. Wie kann man nur so dämlich parken, dachte er sich. Fünfzig Meter weiter sind alle Parkbuchten frei, und der muss sich direkt in die Einfahrt stellen. Er passierte den Wagen und sah, wie der Fahrer mit einem Dalmatiner-Mischling zwischen PKW und Leitplanke stand.
Ben steuerte eine Parkbucht an und stieg aus, um sich die Füße zu vertreten. Vor allem musste er sich erleichtern. Vor dem Eingang des Toilettenhäuschens blieb er stehen und überlegte kurz: Oder doch besser das Gebüsch? Ben hasste diese Klohäuser und noch viel mehr hasste er ihre Türgriffe. Der Gedanke an diese, konnte bei ihm in kürzester Zeit einen Herpes sprießen lassen. Kurz entschlossen ging er zum nächstliegenden Gebüsch und urinierte in die Natur. Der rote Wagen fuhr wieder an ihm vorbei. Ben schaute über die linke Schulter, und sein Blick traf den des Mannes im Kombi. "Blödmann". Das Wort rutsche Ben ungewollt raus und war mehr gedacht als gesprochen. Dann streifte ihn ein Gedanke. Irgendwas passte da gerade nicht. Irgendwas fehlte da. Intuitiv riss er seinen Kopf nach rechts, und da sah er ihn, angebunden an der Leitplanke. "Dreckschwein". Diesmal war das Wort mehr geschrien als gesprochen.
Torben Braun stand am Waldweg und schaute hinunter ins Gestrüpp. Eigentlich könnte man darüber grinsen, wie dieser durchtrainierte Hüne in seinem Muskelshirt da stand. Kahlrasierter Kopf und auf Einmeterneunzig alle Muskelpartien extrem ausgeprägt. Die Oberarme des 28 Jährigen könnten es vom Umfang locker mit den Oberschenkeln so manch eines anderen aufnehmen. Auf diesen imposanten Armen hielt er eine beige Mopsdame und kraulte sie gedankenverloren. Schaute man ihm ins Gesicht, verging einem jedoch das Grinsen. Mit starren Augen liefen dem 28 jährigen dicke Tränen über die Wangen. Sein Blick war auf einen Labrador Welpen gerichtet, der ganz still im Gebüsch lag. Der Großt