Out of the Shallows - Herzsplitter (Deutsche Ausgabe)
Kapitel 1
Lanton, August 2013
Ein berauschender Blumenduft erfüllte den Raum und haftete an allem. Selbst nachdem ich meine Hände ein Dutzend Mal gewaschen hatte, rochen sie, als hätte ich sie in blumigem Parfüm gebadet.
»Das ist hübsch.«
»Ja, findest du?« Ich drehte mich von dem Arrangement aus roten Rosen und weißen Lilien weg und sah, wie Claudia darauf zeigte. »Ich glaube, ich habe endlich den Bogen raus.«
»Für wen sind die?«
»Für Hub, beziehungsweise für seine Frau. Die beiden haben fünfzehnten Hochzeitstag.«
Claudia nickte. »Ein Kerl wie ein Bär mit einem romantischen Herz, wie?«
Ich grinste.
Hub gehörte das Diner in meiner kleinen Heimatstadt Lanton, Indiana. Er war ein Riese mit struppigem Bart und einer ruppigen Art. Mir war klar, warum Auswärtige ihn einschüchternd fanden. Aber ich stimmte Claud zu. Hub hatte das Herz am rechten Fleck. »Hub hat die Bestellung vor über einem Monat aufgegeben. Er gehört nicht zu den Männern, die den Hochzeitstag vergessen.«
Meine Freundin lächelte und zeigte dann hinter sich ins Schaufenster. »Ich habe das Schaufenster neu dekoriert, so wie du es wolltest.«
Delia s gehörte meiner Mutter und war das einzige Blumengeschäft in der Stadt. Und obwohl Lanton nicht gerade riesig war, hatte sie gut zu tun. Im Hinterzimmer und im Keller, wo ich die Blumensträuße band, hatte sich Schimmel gebildet. Meine Eltern hatten den Laden vorübergehend schließen und viel Geld ausgeben müssen, das sie gar nicht besaßen, um das Problem zu beseitigen. Aber jetzt war alles wieder in Ordnung.
Wenn ich doch nur auch hundertprozentig sicher hätte sein können, dass mit meiner Mom, der echten Delia, auch alles in Ordnung war.
»Danke. Ich bin so froh, dass du hier bist. Das kann ich dir gar nicht oft genug sagen.« Nachdem Claudias Auslandsjahr an der Universität von Edinburgh vorbei gewesen war, war sie mit Sack und Pack zurück in die Staaten gekommen und bei meinen Eltern und mir eingezogen. Sie war den ganzen Sommer über geblieben und half uns durch eine der schwersten Zeiten, die unsere Familie je durchstehen musste.
»Du solltest trotzdem damit aufhören. Sonst muss ich dich mit Gewalt zum Schweigen bringen.«
Ich grinste. »Okay.«
Claudia sah sich stirnrunzelnd im Laden um. »Wo steckt Delia Mom eigentlich?«
Mom war auf dem Friedhof, wie so oft in letzter Zeit. Ich beugte mich über den Blumenstrauß und murmelte: »Na, wo schon?«
»Verstehe.« Claudia seufzte. »Übrigens hat mich Lowe heute Morgen angerufen.«
Ich antwortete nicht.
»Er hat versucht, dich zu erreichen.«
Ich zuckte gespielt gleichgültig mit den Schultern und antwortete: »Ich weiß. Aber ich habe noch nicht mit Jake gesprochen, und dann finde ich es nicht richtig, mit Lowe zu reden.«
»Lowe ist dein Freund.«
»Nein, Lowe ist Jakes Freund. Und ich habe Jake schon genug wehgetan. Ich kann mich schlecht weigern, mit ihm zu reden, und mich stattdessen seinem besten Freund anvertrauen.«
Ich langte nach weiterem Bindegrün, aber Claudias Hand legte sich auf meine und hielt mich zurück. »Der Strauß ist fertig.«
Ich wandte mich ihr zu und sagte: »Kann es sein, dass du reden willst?«
»Charley, in einer Woche geht die Uni wieder los. Bist du bereit dafür?«
»Nein. Aber ich gebe mir Mühe.«
»Wir ziehen in unser altes Apa