Schlampenbrut
1.
Seine Augen blickten sie an.
Von oben herab.
Aufmerksam, mit einem Hauch freudiger Ungeduld.
Seine Mimik war ein Spiel von tiefen Falten und Furchen zwischen den ergrauten Brauen. Und grau war auch sein Haar, das ihm in die Stirn fiel, die so hoch und majestätisch war, wie sie es für jemanden in seiner Position nur sein konnte. Von Geheimratsecken aber keine Spur. Seine Frisur war voll, die mittellangen und kokett gewellten Strähnen reichten bis über beide Ohrläppchen. In ihren spitzen Ausläufern berührten sie die grauen Stoppeln seines Kinns.
Seine Gesichtszüge waren hart gezeichnet. Er roch nach sauteurem Eau de Toilette, das seine Maskulinität untermalte und seine Aura vollendete.
Er war ein extrem reifer Mann. Und dabei so gewaltig sexy, wie kaum ein anderer Kerl.
Ralph Bordick, der mächtigste Mann des Geheimdienstes, hatte sich über sie gebeugt, um ihr zuzuhören und sie dabei zu studieren, wie einen Frosch auf dem Seziertisch.
Caroline atmete tief, sein unwiderstehlicher Duft küsste ihre Sinne. Sie war vollkommen entspannt. Dann: Kleine, elektrostatische Blitze, die ihren Leib durchzuckten, als sie daran dachte, ihm sich zum Objekt zu machen - splitternackt, Arme und Beine an ledernen Gurten weit auseinandergezerrt. Seine Hände auf ihren blanken Titten. Und sein Schwanz: Mit heftigen Hammerschlägen zwischen ihren Beinen.
Noch war aber alles so wie vorher: Sie lag in Behandlungszimmer 1 auf dem bordeauxroten Bezug der EKG-Liege, in BH, schwarzem Armeerock und dünnen, weißen Sportsöckchen.
Und Ralph Bordick saß immer noch neben ihr. Komplett angezogen, wenn auch nicht wie immer. Aber sein Jeanshemd und der Eckzahnanhänger, der um seinen Hals baumelte, standen ihm mindestens genauso gut wie die exquisiten Anzüge, die er sonst immer trug.
"Sagen Sie mir, Caroline: Was ist dann passiert, nachdem Sie beide die geheimen Mikrofiches an sich gebracht und in der Jazz-Bar darauf angestoßen haben?"
Während der 57-jährige sprach, bewegten sich die senkrechten Halssehnen, die deutlich unter seiner alternden Haut hervortraten und den Anhänger tanzen ließen. Seine Stimme war rau und mindestens genauso männlich wie der Rest von ihm. Die eines Abenteurers, wie man sie aus alten Monumentalfilmen kannte, in denen sich Entdecker und Piraten gegenseitig an die Gurgel gingen. Eine Stimme, wie man sie nur von Kapitänen gewohnt ist, alten Seebären, die auf den sieben Weltmeeren mehr gesehen haben, als ein einzelner Mensch vielleicht ertragen kann.
Und dann das Flackern in seinen Augen, während er sie verhörte und seine Fragen stellte.
Caroline antwortete, ergeben und ausführlich. Es gab keinen Grund, es nicht zu tun.
Immerhin war er ihr Boss. Wer weiß, vielleicht legte er sie zur Belohnung ja gleich flach?
"Wir sind zum Ficken ins Hotel."
"Alleine?"
"Ja."
"Ihnen ist niemand gefolgt?"
"Nein. Susanne und ich haben einen Riecher für so etwas." Ein Lächeln kräuselte um ihre Lippen. "Wäre da jemand gewesen, hätten wir ihn sofort kalt gemacht!"
"Haben Sie im Hotel weiter getrunken?"
"Ja. Eine ganze Flasche auf dem Weg dorthin, dann noch eine weitere auf dem Zimmer."
"Was ist dann passiert, als Sie in Ihrer Suite angekommen sind?"
"Sanne und ich haben uns geküsst und uns in Stimmung gebracht. Wir haben uns versprochen, dass wir uns unsere Geschenke zeigen würden. Dann ist sie duschen gegangen."
"Sie haben sich gegenseitig beschenkt? Warum? Als Belohnung für den gelungenen Coup?"
"Ja. Immer wenn wir einen Auftrag erledigen, gehen wir hinterher zum Ficken ins Hotel. Es muss ein sehr teures sein, damit es uns dort richtig gut geht. Natürlich treffen wir uns auch privat und ficken bei ihr oder mir. Obwohl ich aber lieber bei ihr bin, da sie in ihrem Keller ein sehr heftiges Zimmer hat, das sie ihr Gyn-Lab nennt. Es ist eine Art Arztzimmer wie dieses hier, nur m