Special Force One 06
Das ägyptische Grabmal
Ägypten, Niltal bei Luxor, 0600 OZ
Der Hubschrauber war ein Chinook CH-47 der ägyptischen Luftwaffe.
Mit seiner Rumpflänge von 15,54 m war er eine beeindruckende Maschine. Die Höchstgeschwindigkeit betrug 298 km/h. Seine Wellenturbinen verfügten über jeweils 4.378 PS. Doch das Auffallendste an dem Chinook waren seine beiden Hauptrotoren. Jeweils am Bug und am Heck hatte dieser Kopter einen Rotor.
Die Maschine der ägyptischen Luftwaffe war mit einem schweren MG im Heck ausgerüstet. Die scharfen Augen des Bordschützen spähten auf den Nil hinab, den mächtigen Schicksalsstroms Ägyptens.
Doch er erblickte nur einige hölzerne Boote, die mit ihren typischen Dreieckssegeln genauso aussahen wie ihre Vorgängermodelle vor tausend, zweitausend oder fünftausend Jahren.
In diesem Land wurde man ständig mit der Vergangenheit konfrontiert. Dabei war die Gegenwart aufregend genug. Und aus diesem Grund patrouillierte der Chinook zu dieser frühen Morgenstunde zwischen Assuan und Luxor.
"Beim Barte des Propheten!"
Leutnant Ahmed Al-Fuhd hatte offenbar nur mit sich selbst gesprochen. Der Pilot klang verärgert. Sein Co-Pilot, Leutnant Hassan Rajdha, fühlte sich aber trotz zu einer Antwort verpflichtet.
"Was ist los, Ahmed?"
"Da fragst du noch, Hassan? Diese Hundesöhne vom SCHWERT ALLAHS müssen sich doch irgendwo dort unten verbergen."
"Ich weiß, was du meinst." Die Stimme des Co-Piloten klang bitter. Er war ein gläubiger Moslem, genau wie Ahmed selbst. "Es ist schon schlimm genug, dass diese Dreckskerle den Namen des Allmächtigen in den Dreck ziehen für ihre finsteren Pläne."
"Genau das meine ich", knurrte Ahmed. "Oh, wenn Allah sie nur zerschmettern möge, diese Meuchelmörder und Lügner."
"Sie sind gerissen wie Hyänen", gab Hassan zu bedenken. "Sie sagen, dass sie für den Wahren Glauben eintreten würden. Das kommt gut an bei den armen und ungebildeten Fellachen auf den Dörfern. Weil sie nicht verstehen, dass diese Kerle nichts als Verbrecher sind."
"Ja, das SCHWERT ALLAHS... warte mal, was ist das?"
Der Leutnant drückte den Chinook etwas tiefer. Die Rotorenblätter ließen die Segel der Flussschiffe knattern. Die Palmwipfel gerieten ebenfalls durcheinander.
Aber das war den Angehörigen der ägyptischen Luftwaffe egal. Sie hatten nämlich etwas entdeckt. Einen Landrover, dessen Fahrer beim Anblick des Militärhubschraubers Reißaus nahm!
"Ali, halt' dich bereit!", befahl Ahmed Al-Fuhd dem Bordschützen. "Verpass' den Hurensöhnen eine Salve vor den Kühler!"
Der Chinook beschleunigte. Im Tiefflug glitt er über den Landrover hinweg. Der Kopter war schneller als das Auto.
"Feuer!", bellte der Pilot.
Das MG spuckte Feuer und Blei. In hohen Fontänen wurde der Wüstensand nach oben geschleudert. Der Fahrer des Landrovers verriss das Lenkrad. Der Wagen stellte sich auf der Sandpiste quer. Vom Hubschrauber aus konnte man nicht sehen, ob er getroffen wurde.
Doch die Besatzung jubelte. Nach dem wochenlangen zermürbenden Patrouillendienst zum Schutz der ausländischen Touristen konnten sie nun scheinbar einen ersten kleinen Erfolg erzielen.
Für die Luftwaffensoldaten war klar, dass in dem Landrover Männer vom SCHWERT ALLAHS saßen. Das mochte auch wirklich so sein. Aber diese Erkenntnis nützte ihnen nichts mehr.
Denn sie waren in eine Falle geraten.
Es gab nur einen kurzen Blitz am Boden zu sehen. Eine tragbare Boden-Luft-Rakete orgelte los. Der hochexplosive Gefechtskopf detonierte mitten in der Pilotenkanzel. Pilot und Copilot waren sofort tot. Der Chinook geriet ins Trudeln. Vielleicht hätte der Bordschütze noch eine Chance gehabt, wenn die Maschine nicht so unglücklich abgestürzt wäre.
Mit dem Heck voran rammte sie förmlich in das Flussbett des Nils. Ali wurde zusammen mit seinem MG auf den Grund des Gewässers genagelt. Er ertrank jämmerli