The Brooklyn Years - Was niemand erfährt
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Donnerstag, 10. März
Tabellenstand: 3. Platz in der Metropolitan Division
Noch 17 Spiele in der Hauptrunde
Es vergingen vier weitere Tage, bis O'Doul in Aris Terminkalender auftauchte.
Zuerst hatte er zugestimmt, während des Aufwärmtrainings vor dem Spiel in Toronto zu ihr zu kommen. Aber dann war »etwas dazwischengekommen«, und er hatte den Termin verschoben. Schon wieder.
Jetzt war die Mannschaft zurück in Brooklyn. Ari wartete in ihrem Behandlungszimmer im Trainingszentrum auf ihn. Sie hockte auf der Ablage und fragte sich, ob er wohl kommen würde. Er war schon fünf Minuten zu spät.
Das konnte man schon fast persönlich nehmen. Sie arbeitete seit knapp zwei Jahren hier, und der Kapitän hatte noch nie auf ihrem Behandlungstisch gelegen.
Bis jetzt hatte sie diese Abwesenheit seiner außergewöhnlich guten Gesundheit und Beweglichkeit zugeschrieben. Die Handgelenksverletzung, die er im Laufe der Saison erlitten hatte, brachte einen Spieler auch nicht unbedingt auf die Massageliege. Aber jetzt, da er so offensichtlich ihre Hilfe benötigte, war es seltsam, dass er diese nicht in Anspruch nahm. Viele der anderen Spieler würden zweimal am Tag zur Massage kommen, wenn es ihr Terminkalender erlaubte.
Nicht O'Doul.
Sie hatte ihn einmal in einem ungezwungenen Gespräch gefragt, ob er sich von jemand anderem massieren ließ. Einige Spieler mochten Massagen so sehr, dass sie privat einen Masseur buchten, der jeden Morgen vorbeikam. Als einer der Dienstältesten im Team hätte sich O'Doul tausend Masseure leisten können, wenn er gewollt hätte.
Aber als sie ihn gefragt hatte, hatte er nur den Kopf geschüttelt.
Ari hatte jedoch eine Theorie. Es wirkte, als ließe O'Doul sich nicht gern anfassen. Ganz und gar nicht. Im Yogaunterricht korrigierte sie ihn nicht mit den Händen, weil ihr schon früh aufgefallen war, dass seine Haltung dann schlechter anstatt besser wurde. Zunächst war sie davon ausgegangen, dass es ihm peinlich war, von einer Frau korrigiert zu werden.
Aber sein Widerwille, sich massieren zu lassen, hatte ihre Ansicht verändert. Vielleicht mochte O'Doul einfach nicht angefasst werden - ganz allgemein. Diese Theorie hatte sie neulich in der Bar getestet, indem sie ihm im Vorbeigehen eine Hand auf die breite Schulter gelegt hatte. Tatsächlich war er ein wenig zusammengezuckt.
Seltsam.
Das Therapeutenteam machte sich Sorgen wegen einer Zerrung seines Hüftbeugers, deshalb hatten sie sie um Hilfe gebeten. Und jetzt saß sie hier und schaute abwechselnd zur Tür und auf die Uhr. Wenn O'Doul diesmal wieder nicht erschien, würde sie Henry, dem Cheftherapeuten, sagen müssen, dass sie vielleicht nicht die richtige Masseurin für O'Doul war. Wenn er empfindlich auf Berührungen reagierte, käme er eventuell besser mit jemandem zurecht, den er sich selbst aussuchte.
Doch diese Möglichkeit beunruhigte sie. Es wäre wahrscheinlich kein Weltuntergang, wenn ein Spieler die Masseurin des Teams ablehnte. Aber sie wollte diesen Job unbedingt behalten und für das Team ihr Bestes geben. Sie wollte ihr Bestes geben. Punkt.
Jede Eishockeymannschaft hatte einen Masseur, aber in der Regel wurde der Posten mit einem Mann besetzt. Ari war stolz auf ihre Position bei den Bruisers. Und seit der Trennung von ihrem Freund, mit dem sie acht Jahre lang zusammen gewesen war, war der Job die einzige Konstante in ihrem Leben.
Glücklicherweise wurde sie aus ihren Gedanken gerissen, als die Tür des Behandlungsraums aufflog und O'Doul hereinkam. Ihr fiel sofort auf, wie absurd gut aussehend er war. Ein derart markantes Kinn und diese ozeanblauen Augen gehörten verboten. Als Masseurin sah Ari die Schönheit in jedem Körper. Einige Körper waren allerdings schöner als andere.
Doch beim Anblick seines Gesichtsausdrucks schwand ihr Selbstbewusstsein. O'Doul wa