Things We Never Said - Geheime Berührungen
Prolog DAHLIA
Boston, elf Jahre zuvor
Meine Eltern hatten keinen Grund, sich zu beklagen - ich tat fast alles, um Geld zu verdienen, und bemühte mich dabei sogar um Jobs, die zu meinem Studienfach passten.
Mein Vater war Feuerwehrmann, meine Mutter arbeitete als Krankenschwester, und manche ihrer fünf Kinder wollten aufs College gehen. Cian und Sorcha McGuire sprühten nicht vor Begeisterung, nachdem ich ihnen verkündet hatte, ich wolle mich an der Kunstakademie bewerben. Dermot wechselte von einem Job zum nächsten, als hätte er Angst, von einer festen Arbeitsstelle Herpes zu bekommen, und Dillon, die Jüngste von uns, hatte eine Kosmetikschule besucht. Nun war ich das dritte Kind der McGuires, das studieren wollte. Dieser Unsinn war ziemlich teuer, wie meine Eltern feststellten. Warum hatte ich mir nicht wenigstens etwas Vernünftiges ausgesucht? So wie Davina, die BWL im Hauptfach hatte, oder wie Darragh, der sich für Journalistik entschieden hatte.
Tja, sehr vernünftig.
Ich gebe zu, diese Fächer waren vielleicht etwas praxisnäher als eine Ausbildung an der Kunsthochschule, aber mir lag es eben im Blut, schöne Dinge zu kreieren.
Trotz eines Stipendiums und finanzieller Unterstützung war die Kunstakademie teuer, also nahm ich das ganze Jahr über verschiedene Jobs an, damit ich mir das College leisten konnte. Ich wohnte bei meinen Eltern, was meine Ausgaben verringerte, es jedoch zugleich erschwerte, mich ungestört mit Freunden zu treffen. Daher versuchte ich, möglichst oft im Künstlermilieu zu arbeiten.
Allerdings musste ich einräumen, dass dieser Job wirklich grenzwertig war. Aber er war sehr gut bezahlt, und das war der einzige Grund, warum ich nun halb nackt hier stand.
In der Ausstellung in einer kleinen Galerie in Allston wurden die Werke von K. Lowinski gezeigt. Sie trug den Titel »Mehr als ...«, und die abstrakten Gemälde schienen jeden Moment auf der Leinwand zum Leben zu erwachen. Um Besucher anzuziehen, hatte die Galerie mich, zwei andere Frauen und drei Männer als lebende Kunstwerke engagiert. Wir sollten vollkommen regungslos jeweils auf einer kleinen runden Plattform stehen und uns nur ab und zu bewegen. Und was war daran nun so besonders?
Wir sahen aus, als wären wir nackt.
Wir trugen hauchdünne Bodystockings, die K. Lowinski nur an den strategisch relevanten Stellen bemalt und verziert hatte.
Nun war ich eine kleine, kurvenreiche Zwanzigjährige, und einige Stellen waren bei mir damit kaum bedeckt, wie man sich vielleicht vorstellen kann. Beim Anziehen des Bodys war mein erster Gedanke gewesen, dass ich keinesfalls so die Galerie betreten würde - fast nackt! Doch dann dachte ich an das Geld und daran, dass niemand aus meinem Bekanntenkreis auch nur einen Fuß in eine Kunstgalerie setzen würde.
Meine Eltern würden es niemals erfahren.
Und, was noch wichtiger war, auch mein machohafter Freund Gary würde nie Wind davon bekommen. Wir waren erst seit zwei Monaten zusammen, also hatte er mir ohnehin nichts vorzuschreiben. Aber Gary war witzig, heiß und der erste Mann, bei dem ich beim Sex einen Orgasmus hatte. Das fand ich super, und ich wollte es mir nicht mit ihm verderben.
Nein. Niemand würde herauskriegen, dass ich mich in einer Ausstellung zur Schau stellte. Das war die nackte Wahrheit, oder?
Ich unterdrückte ein Lachen über meinen eigenen Witz, ignorierte die leichten Rückenschmerzen und versuchte, mich nicht allzu oft zu bewegen. Als ich den Job angenommen hatte, war mir nicht bewusst gewesen, wie schwer es war, so lange still zu stehen. Gary sagte, er habe noch nie jemanden mit so viel Energie kennengelernt wie mich. Nicht, dass er sich darüber beklagte. Ich muss wohl nicht ins Detail gehen ...
Meine Gedanken wanderten zu meinem derzeitigen Projekt am College. In diesem Semester hatte ich einen Kurs in Kunstschmieden belegt und war davon a