True North - Kein Für immer ohne dich
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Zara
Jene Freitagnacht, die mein Leben veränderte, begann wie jede andere.
Es war ein Sommerabend, und in der Bar floss das lokal gebraute Bier in genauso regen Strömen wie die Gespräche. Auf der Stereoanlage lief eine gute Playlist, das sorgte immer dafür, dass die Zeit wie im Flug ging. Vance Joys "Riptide" hatte einen guten, schnellen Rhythmus, durch den sich der Thekendienst eher nach Tanzen als nach Arbeit anfühlte.
Obendrein war da ein heißer Typ mit Haaren in der Farbe einer angelaufenen Kupfermünze, der mich von einem der Barhocker aus beobachtete. Ich hatte ihn schon ein paarmal hier gesehen. Er und seine Freunde saßen gern in der Nische hinten in der Ecke. Mr Hot mochte Ale aus Vermont, und wenn seine Freunde dabei waren, tranken sie manchmal Tequila. Das gute Zeug von ganz oben aus dem Regal. Und sie gaben ordentlich Trinkgeld.
Heute Abend war er allerdings allein. Und jedes Mal, wenn er in mein Blickfeld geriet, verspürte ich ein gespanntes Kribbeln. Wenn ich an solche Dinge glauben würde, würde ich jetzt vielleicht sagen, dass ich eine Art von Erkennen verspürte. Dass ich sogar eine Vorahnung hatte.
Aber ich glaubte nicht an so etwas und war auch noch nie gut darin gewesen vorherzusehen, wer in meinem Leben wichtig werden würde und wer nur kurz darin auftauchte. Wahrscheinlich war es also besser zuzugeben, dass dieses Prickeln, das ich bei diesem Hottie spürte, nur die gute alte sexuelle Anziehungskraft war.
Und es ging nicht nur mir so. Ich spürte seinen Blick auf mir, während ich Drinks mixte und anderen Gästen ihr Wechselgeld herausgab. Seine Augen waren auch ziemlich hübsch. Grün, wenn ich mich nicht irrte. Ich hatte nichts gegen die Aufmerksamkeit einzuwenden. Unter seinem bewundernden Blick fühlte ich mich eher wie ein hübsches Mädchen am Bartresen und nicht so sehr wie eine überarbeitete Singlefrau, die vor Kurzem abserviert worden war.
Ich schenkte Getränke aus. Ich lächelte. Ich gab meinem Koch in der Küche Bestellungen durch. Und immer so weiter. Gegen zwanzig Uhr bestand das größte Problem, das sich mir stellte, in einer Gruppe betrunkener Collegestudenten am Ecktisch, die ein bisschen zu laut war.
"Jungs? Könnt ihr hier drin etwas leiser reden? Bierdeckel durch die Gegend zu werfen ist nicht cool, okay? Wenn ihr unbedingt was werfen müsst, dann haben wir dahinten eine Dartscheibe."
"Sorry", sagte der Nüchternste von ihnen.
Auf dem Weg zurück zum Tresen bemerkte ich, dass mein rothaariger Freund die ganze Szene interessiert beobachtet hatte. "Alles in Ordnung?"
"Die machen keine Probleme. Siehst du das?" Ich zeigte auf die Schrotflinte hinter mir an der Wand.
Grünauge lächelte. Und - wow. Sein Lächeln setzte allem noch mal einen drauf. Es machte sein schroffes Gesicht weicher, und seine Wangenknochen traten hervor. Auf der einen Seite ließ sich sogar ein Grübchen erahnen. So als wäre der Mann zu tough für Grübchen, deshalb traute es sich nicht, sich ganz zu zeigen. Und sein Lachen war wie lange gereifter Whiskey - dunkel und weich. "Ich dachte, die Schrotflinte wäre nur Show."
Ich schüttelte den Kopf. "Sie ist nicht geladen, so was schreit nur nach Ärger. Aber ich könnte sie im Nu laden, zielen und abfeuern. Also nein. Bessie ist nicht nur Show."
"Bessie, hm? So heißt meine Schwester. Und die ist ungefähr genauso subtil wie eine Schrotflinte. Ich wusste nicht, dass die Leute ihren Waffen Namen geben."
Ich schnappte mir wieder den Lappen und wischte den Tresen ab. "Tja, ich hab vier Brüder. Die borgen sich gern was, ohne vorher zu fragen. Ich hab meiner Flinte einen Mädchennamen gegeben, weil ich hoffte, dass der sie davon abbringt, sie mitzunehmen."
"Hat es funktioniert?"
"Nein. Aber irgendwann hab ich gemerkt, dass sie die Finger von meinen Sachen lassen, wenn die eine Mädchenfarbe wie Rosa oder Lila haben. Deshalb besitze ich ein ro