Trust Again
Kapitel 1
Es war eine Schnapsidee gewesen, im Coffeeshop schreiben zu wollen.
Der absolute Reinfall.
Ich starrte den Typen an, der vor mir stand und mich ansah, als würde er auf eine Antwort auf das warten, was er gerade zu mir gesagt hatte. Keine Ahnung, weshalb er davon ausging, dass ich ihn verstanden hatte. Vielleicht glaubte er, ich besäße die wundersame Begabung, Lippen zu lesen? Meine Kopfhörer hatten den ungefähren Durchmesser einer Pizza und wogen in etwa zehn Pfund. Ich hatte extra ein bisschen mehr Geld investiert, damit auch wirklich kein Geräusch zu mir durchdrang, wenn ich mich beim Arbeiten konzentrieren musste.
Genau deswegen hasste ich es eigentlich, an öffentlichen Orten zu schreiben. Zum einen, weil der Lautstärkepegel nur mit schalldichten Kopfhörern zu ertragen war, und zum anderen, weil man ständig von irgendwelchen Leuten angesprochen oder angerempelt wurde. Ersteres war jetzt gerade der Fall gewesen.
Der Typ war hübsch, keine Frage. Er hatte rotbraunes Haar und schöne braune Augen. Mit seiner Jeans, dem eng anliegenden Shirt, das seine Schultern umspannte, war er wirklich nett anzusehen. Trotzdem breitete sich ein ziemlich unangenehmes Gefühl in mir aus.
Langsam hob ich die rechte Muschel meiner übergroßen Kopfhörer vom Ohr.
»Wie bitte?«, fragte ich und neigte den Kopf zur Seite, um den Typen besser verstehen zu können. In meinem linken Ohr tönte noch immer Halsey in voller Lautstärke.
Der Typ sah durch halb gesenkte Lider auf mich herab. »Du bist oft freitags hier«, sagte er und deutete mit dem Kinn auf mich. »Bist mir schon ein paar Mal aufgefallen.«
Das stimmte, auch wenn es keineswegs eine freiwillige Entscheidung war. Wäre es mir überlassen gewesen, hätte ich den Freitagnachmittag in meinem Zimmer im Wohnheim der Woodshill University verbracht. Aber leider teilte ich mir das Zimmer mit einer Nymphomanin.
»Ja. Hier gibt es guten Kaffee«, murmelte ich. Die Art und Weise, wie der Kerl mich ansah, war mir unangenehm. Als würde er sich etwas von mir erhoffen und die Möglichkeit, dass er es nicht bekommen könnte, gar nicht erst in Betracht ziehen.
Jetzt neigte auch er den Kopf zur Seite. Das Lächeln wurde breiter. »Du trinkst keinen Kaffee. Meistens bestellst du dir eine heiße Schokolade. Aber bald wird es wieder wärmer. Ich bin gespannt, worauf deine Wahl dann fällt.«
Meine Hände wurden feucht, und ich schluckte schwer. Allmählich wurde er mir unheimlich. Immerhin war ich niemand, der sich um einen Platz an der riesigen Fensterfront prügelte, sondern saß meistens in der oberen Etage des Cafés Patriot, ganz weit hinten in einer Ecke mit dem Rücken zum Innenraum. Dieser Platz mit dem kleinen runden Tisch und den abgenutzten Stühlen war wie ein kleines Versteck für mich. Ich hätte nie gedacht, jemand könnte mich dort beobachten.
Es war gruselig.
Beobachtete er mich schon länger? Oh Gott, hatte er womöglich gesehen, woran ich arbeitete?
»Ich würde es gerne herausfinden«, fuhr der Typ fort, seine Stimme eine Oktave tiefer.
Im Ernst. Er versuchte, die Nummer mit der tiefen Stimme und dem Schlafzimmerblick bei mir abzuziehen. Wäre ich ein anderes Mädchen gewesen, hätte es vielleicht funktioniert. Aber ich mied die Gesellschaft des männlichen Geschlechts seit mehr als einem Jahr wie die Pest.
»Ich weiß das Angebot zu schätzen«, fing ich an und strich meinen Pony zur Seite. Er befand sich gerade in dieser nervigen Zwischenphase, während der mir die roten Strähnen wie kleine spitze Geschütze in die Augen piekten. »Aber ich glaube nicht, dass das eine gute Idee ist.«
»Ach, komm«, erwiderte er sofort und zog sich den freien Stuhl vom Nachbartisch in meine Ecke. Er setzte sich verkehrt herum darauf und stützte die Arme auf die Lehne. »Ich bin ein guter Zuhörer.«
Wie kam er denn darauf, dass ich mit ihm reden wollte? Mein Blick huschte für