Weihnachten im kleinen Laden am Strand
Kapitel 1
»Moin, mein Weihnachtsengel.« Mit einem blechernen Scheppern krachte der Eimer, den Ebba zwischen ihren Füßen balanciert hatte, auf den Holzboden.
»Nein!« Begleitet von einem Schrei fuhr Ebba sich durch die Haare. Wie ein ergiebiger Nieselregen aus feinsten Glitzerkörnern rieselte ein goldschimmernder Schleier an Ebbas Beinen vorbei und bedeckte schon bald die Dielen um den umgestürzten Eimer herum, aus dem Glasscherben verschiedenster Farben herausragten. Ebba seufzte und stieß einen jaulenden Laut aus.
»So ein blöder Mist! Das glaub ich doch jetzt nicht!« Schimpfend stieg sie die wackelige Holzleiter herunter. Als wäre es nicht ärgerlich genug, dass die extra ausgesuchten Weihnachtskugeln nun als farbenfroher Scherbenhaufen mit Goldglitzer garniert auf dem Boden lagen, knarzte die letzte Stufe der Leiter bedenklich, als Ebba darauf trat. Mit einem ächzenden Bersten gab das altersschwache Holz dann unter ihrem Fuß nach und Ebba rauschte unsanft zu Boden. Gerade noch rechtzeitig fing sie der Verursacher dieses Chaos auf.
»Magnus!« Wütend rappelte Ebba sich aus dem Arm ihres Freundes, der sie mit sorgenvoll in Falten gelegter Stirn anschaute. Seine Augen musterten schuldbewusst das Unheil, das sein Anschleichen bewirkt hatte.
»Dabei wollte ich nur meine Freundin sanft umarmen. Dass du so in Gedanken vertieft warst, habe ich nicht geahnt«, bemerkte er zerknirscht.
Sanft zog Magnus Ebba wieder an sich, wischte ihr vorsichtig ein wenig Glitzer von der Wange und hauchte ihr dann einen Kuss auf die schon wieder lächelnden Lippen, den sie zärtlich erwiderte.
»Du hast mich erschreckt«, mahnte sie ihn und sah ihn gespielt ernst an. Dann deutete sie auf den Fußboden.
»Sag nicht, das sind die Kugeln, deren Auswahl mich rund zwei Stunden meiner Lebenszeit gekostet hat?« Magnus riss erschrocken die Augen auf, konnte sich dann aber ein ironisches Grinsen nicht verkneifen.
»Idiot«, zischte Ebba und knuffte ihn liebevoll in die Seite. »Es wird dich mindestens doppelt so viel Zeit kosten, einen Ersatz mit mir auszuwählen!« Mit einem diabolischen Grinsen hob Ebba die Schultern, ging zum Schrank in der kleinen Küche neben dem Verkaufsraum und holte Besen und Kehrblech.
»Ein Eimer zum Aufsammeln ist ja bereits vorhanden.« Sie streckte Magnus die Utensilien entgegen und grinste.
»Scherben bringen ja bekanntlich Glück«, stellte Magnus fest und nahm Ebba den Besen aus der Hand. »Und du sagst doch selbst immer, dass ein bisschen Glitzer nie schaden kann.« Beiläufig zuckte er mit den Schultern und hatte innerhalb kurzer Zeit die bunten Glassplitter und das Glitzergold beseitigt. Er stellte den Eimer beiseite.
Dann sah er sich im Raum um, der auch ohne diese Kugeln prachtvoll geschmückt war. »Es sieht wunderschön aus«, staunte er. »So, wie ich das aus meiner Kindheit in Erinnerung habe, wenn Ida zu Weihnachten dekoriert hatte.«
Stolz lächelte Ebba. »Du weißt schon, wie du gleich wieder für gute Stimmung sorgst.«
»Ich meine das ernst! Es wurde wirklich Zeit, dass es hier in der Vorweihnachtszeit endlich auch danach aussieht, dass Weihnachten vor der Tür steht. Das ist mir nie so gut gelungen wie dir jetzt.« Dankbar legte Magnus den Arm um Ebba und drückte sie an sich. Ebba lehnte ihren Kopf an seine Schulter. »Es freut mich, dass es dir gefällt. Fehlt nur noch der Jöölboom.«
Magnus schürzte staunend die Lippen. »Ich merke, du bist schon bestens informiert über die Sylter Weihnachtsbräuche.« Magnus schmunzelte und küsste seine Freundin auf die Wange. »Seit ich denken kann, stellen wir diesen kleinen Friesenbaum zu Weihnachten ins Fenster. Ida hat mir viel darüber erzählt und wunderschöne Kränze gebunden dafür. Früher galt er wohl als Ersatz für den Weihnachtsbaum, weil es hier so wenig Tannen gab. Ida hat noch einige der Bäume bei sich im Haus.«
»Paula und ich haben mit Louis sogar schon aus S