Wer Liebe sät (Die Sullivans aus New York 3)
KAPITEL 1
Überraschungen waren Alec Sullivan verhasst.
Als er dreißig wurde, gab seine Schwester Suzanne eine Überraschungsparty für ihn. Er hatte einen höllischen Tag im Büro hinter sich, weil ihm eine neue Flugzeugmotorenfirma das Beste vom Besten versprochen, aber nichts davon geliefert hatte. Fünfzig Leute in seiner Wohnung vorzufinden, die zur Geburtstagstorte ein lächelndes Geburtstagskind, Frohsinn und Small Talk erwarteten, war das Allerletzte, auf das er Lust hatte. Fünf Jahre später entschuldigte sich Suzanne immer noch für jenen Abend, obwohl beide wussten, dass sie nur versucht hatte, ihn glücklich zu machen.
Alec würde alles für seine Schwester und seine Brüder Harry und Drake tun. Er hatte sich um die drei gekümmert, seit er fünf Jahre alt war, und ihre Mutter sich das Leben genommen hatte. Sein Vater war damals am Boden zerstört und nicht mehr in der Lage gewesen, seine Vaterrolle wahrzunehmen.
Und deswegen hatte Gordon Whitley eine so wichtige Rolle gespielt. Er war direkt nach der Business School Alecs Chef und wurde später sein Geschäftspartner. S&W Aviation hatten sie gemeinsam aufgebaut.
Und Gordon war die Vaterfigur gewesen, die Alec nie hatte.
Gestern hatte Alec Gordon neben seinem Schreibtisch auf dem Boden liegend gefunden. Er war neben Gordon auf die Knie gefallen, hatte seinen Freund angefleht, wieder wach zu werden, und gleichzeitig seiner Sekretärin zugebrüllt, den Notarzt zu rufen. Aber er war zu spät gekommen. Es war ein massiver Herzinfarkt, der Gordons jahrelangen Witzeleien, er müsste weniger trinken und mehr Sport treiben, mitten an einem Arbeitstag ein jähes Ende setzte.
Gordons Augen hatten sich nur für einen Moment geöffnet, seine Lippen formten ein Wort: " Cordelia. "
Und dann war er tot.
Für Alec war es ein schwerer Schlag gewesen, Gordon zu verlieren. Vierundzwanzig Stunden später fror er immer noch und hatte Magenkrämpfe. Aber als er sich bemühte, die Neuigkeit zu verarbeiten, die Gordons Anwalt und Nachlassverwalter ihm gerade eröffnet hatte, fühlte er sich, als wäre er von einem zweiten Schlag getroffen worden.
Und dieser war so schwer, dass es ihm immer noch schwerfiel, zu glauben, was er gerade gehört hatte.
"Gordon hatte eine Tochter." Alecs Anwalt, Ezra, und Gordons Anwalt, Caleb, warteten schweigend, während Alec die schockierenden Informationen laut noch einmal wiederholte. "Sie ist fünfundzwanzig, lebt in Yorktown.... und abgesehen von dem 1934er Packard Cabriolet, das ich bekommen soll, hat er ihr sein gesamtes Vermögen vermacht. Einschließlich seiner Hälfte unserer Firma."
Gordon Whitley war der Typ, von dem man eigentlich annahm, er würde ewig leben. Aber Alec hatte trotzdem immer damit gerechnet, dass er, falls seinem Freund und Sozius doch einmal etwas zustoßen sollte, Gordons Anteil an der Firma bekommen würde. Zumindest das eine Prozent, das bedeutete, dass ihm niemand in die Geschäftsführung von S&W Aviation hineinreden konnte.
"Ist sie schon über ihr Erbe informiert worden?", fragte Alec.
"Ich habe nur kurz mit ihr telefoniert, werde mich aber direkt nach dem Verlassen deines Büros mit ihr treffen", antwortete Caleb.
Hatten sie und Gordon sich nahegestanden? Hatte sie gewusst, dass diese Erbschaft, die sie jetzt zur Eigentümerin von 50 Prozent der erfolgreichsten Privatfluggesellschaft der Welt und damit zu einer wirklich reichen Frau machte, eines Tages auf sie zukommen würde?
Oder würde sie von dieser Nachricht genauso überrascht sein wie Alec?
Alec hatte Gordon blind vertraut. Er hatte geglaubt, es gäbe keine Geheimnisse zwischen ihnen. Wie auch, wo sie doch fast zwanzig Jahre lang jeden Tag Seite an Seite gearbeitet hatten?
Cordelia Langley war ein verdammt überraschendes Geheimnis.
Er verkniff sich einen Fluch und rieb sich die Brust, in der sich alles beengt anfühlte. Er erfreute sich be