Dear Discrimination
2 Rassismus
Zu Anfang wollen wir gern zwei Fragen stellen:
- Was ist Rassismus eigentlich?
- Und wie macht er sich in unserem Alltag bemerkbar?
Unsere erste Antwort darauf lautet: Eine simple, allgemeingültige Definition gibt es leider nicht. Wir würden dir liebend gern in zwei einfachen Sätzen erklären, was Rassismus ist und warum und wie er uns tagtäglich begegnet. Aber so einfach ist es nicht, denn Rassismus ist so komplex und tief mit unser aller Geschichte verwoben, dass es mehr als zwei Sätze und eine Buchlänge Zeit braucht, um die Hintergründe wirklich zu verstehen.
Unsere zweite Antwort lautet: Wir definieren Rassismus _ als Diskriminierung, Ausgrenzung und Unterdrückung von Menschen, die aufgrund von Merkmalen wie Kultur, Herkunft, Hautfarbe, Haarstruktur und Gesichtszügen einer Gruppe zugeordnet werden, die nicht der eurozentrischen (Eurozentrismus _) Sichtweise entsprechen und gesellschaftlich - in vielfacher Hinsicht - herabwürdigend behandelt werden. Rassismus beschreibt immer ein Machtverhältnis auf systemischer und institutioneller Ebene, das weiße Menschen und deren Lebensrealitäten zentriert. Rassismus, so wie er heute in unserer Gesellschaft manifestiert ist, ist das Produkt von über 500 Jahren Geschichte, die von der Kolonialisierung durch Weiße, dem Imperialismus durch ein weißes Patriarchat und der Ausbeutung von Bi_PoC erzählt. Das Resultat sind bis heute von der weißen Mehrheitsgesellschaft wenig reflektierte, rassistische Strukturen, die sich gezielt gegen Bi_PoC richten - auch wenn das nicht allen Menschen, die diese -Ismen reproduzieren, bewusst ist. Wir leben in einer industrialisierten Gesellschaft, die von weißen Menschen und für weiße Menschen geschaffen wurde.
Achtung: Wenn du in Lexika den Begriff "Rassismus" nachschlägst oder das Internet dazu befragst, wirst du auf Aussagen stoßen wie: "Rassismus kann jeden Menschen treffen, unabhängig von Herkunft und Kultur." Erinnerst du dich an unseren Definitionsvorschlag, formuliert von Negativbetroffenen, wirst du stutzen und denken: Das widerspricht sich aber, da kann doch was nicht stimmen! Und schon sind wir inmitten eines beliebten Streitthemas, das unter dem Begriff Reverse Racism _ zusammengefasst werden kann. Reverse Racism geht von der Annahme aus, Bi_PoC können sich auch rassistisch gegenüber weißen Menschen verhalten. Wie gehen wir nun damit um? Lies dir zunächst noch einmal unsere vereinfachte Definition von Rassismus durch. Und dann befrage dich einmal selbst: Ist es dir schon passiert, dass du dich ausgeschlossen gefühlt hast, wenn eine Gruppe von Bi_PoC unter sich sein wollte (Safer Space _)? Wurdest du schon einmal mit Wörtern bezeichnet, die sich auf deine Herkunft oder dein Äußeres, und wie es von der Gesellschaft gelesen wird, beziehen? Bist du der Meinung, als weiße Person schon einmal rassistisch behandelt worden zu sein? Wir wollen dir zeigen, dass du als Teil einer weißen Mehrheitsgesellschaft nicht negativ von Rassismus betroffen sein kannst, sehr wohl aber Begünstigte*r.
Hier präsentierten wir dir unsere Top 3 der Kommentare, in denen weiße Menschen offensichtlich glauben, Opfer von Rassismus zu sein:
- "Also, wenn ich als Kartoffel beschimpft werde, kann ich ja auch das I-Wort sagen!"
- "Ja, dass finde ich jetzt aber gar nicht okay, mich hier als Alman zu beleidigen. Du magst es doch auch nicht, wenn ich dich **** nenne?"
- "Also ich musste mal 5 Euro mehr im Urlaub für etwas bezahlen, was ein*e Einheimische*r viel billiger bekommen hat. Das ist voll rassistisch!"
Wichtig ist, Rassismus als gesamtgesellschaftliche Struktur anzuerkennen, die mit einer ganz spezifischen Machtkonstellation einhergeht, die wiederum historisch begründet ist und daher auch keine Umkehrung erfahren kann. Rassismus richtet sich gegen B