Online-Journalismus
5 »To tease or not to be«
Hypertext
Beim Journalismus online, beim Publizieren im Netz, bewegen wir uns gewissermaßen im dreidimensionalen Raum. Unser Leser, der User, kann jederzeit abschweifen, zurückgehen, wegwischen, einen Link nutzen, wegklicken, herunterscrollen. Schlicht gesagt: Er oder sie kann machen, was er will.
Dies hat erhebliche Konsequenzen für den Journalismus. Viel mehr als in der gedruckten Zeitung kommt es online darauf an, in jedem Moment, buchstäblich in jeder Sekunde klarzumachen, dass es wichtig ist, jetzt am Ball zu bleiben.
Im Print hat der Leser die Möglichkeit, schnell einen Eindruck zu scannen. Wie groß ist der Beitrag? Wie ist die Hierarchie auf der Seite angeordnet? Und vor allem: Wie viel Zeit wird erforderlich sein, dies alles zu bewältigen? Wir wollen uns deshalb den Werkzeugen zuwenden, die der Online-Journalist benötigt, um seinem Leser im Netz klarzumachen, warum er gerade jetzt hier richtig ist und am Ball bleiben sollte. Dies sind die strategischen Werkzeuge, die dieses erleichtern.
Der Teaser
Das wichtigste Werkzeug ist der Teaser in Verbindung mit der Überschrift. Häufig werden Teaser und Überschrift als eigene Genres behandelt. Ich werde jedoch im Folgenden ganz bewusst den Teaser gemeinsam mit der Überschrift behandeln. Denn beide kann man nicht trennen. Im besten Falle funktioniert eine Überschrift als Teaser - und ein Teaser als Überschrift.
Idealerweise wiederholen sich in Überschrift und Teaser die Schlüsselbegriffe und Reizwörter nicht. Sie bauen vielmehr aufeinander auf, bilden eine Einheit, die zum Weiterlesen anreizt. Doch eine Wiederholung ist nicht das Problem. Problematischer ist es, wenn Schlüsselbegriffe eines Beitrags weder in der Überschrift noch im Teaser auftauchen.
»Teasen« - das bedeutet in der Hauptsache Reizen. Inzwischen können Lehrbücher allein über Teaser geschrieben werden. Es gibt sie in den unterschiedlichsten Formen und Variationen. Deshalb wollen wir uns jetzt mit den wichtigsten Strukturen und Funktionen des Teasers beschäftigen und vor allem fragen: Wie schreibt man ihn richtig?
Schreiben online - Meine Teaser-Werkstatt
Was unterscheidet den Teaser eigentlich von der klassischen Nachricht? Zunächst einmal nicht viel. Wie diese orientiert sich auch der Teaser ganz schlicht am Wichtigsten. Und dies sind die W-Fragen. Was passiert? Wer tut es? Wo ist es geschehen? Wann ist es geschehen? Warum ist es geschehen?
Die Funktion des Teasers ist jedoch nicht nur eine inhaltliche, sondern in ganz entscheidender Weise auch eine optische, orientierende. Letztlich eine Entscheidungshilfe. Der Online-Leser ist, wie gesehen, ein flüchtiger Kunde. Mit der Qualität eines Teasers entscheidet sich, ob er bei uns bleibt. Besser gesagt: ob er oder sie sich für unseren Beitrag entscheidet. Das ist der entscheidende Unterschied. Im Print reichen ein Blick oder eine Drehung des Kopfes. Online ist der bewusste Klick erforderlich.
Ein Teaser ist extrem kurz. Die Überschrift hat sechs bis zehn Wörter. Es folgen zwei oder maximal drei Sätze.
Das muss reichen. Um den ultimativen Klick, um den es geht, zu generieren, muss der Teaser funktionieren. Die Spannbreite reicht dabei von einer gut gemachten Schlagzeile über eine aussagekräftige Unter- oder Vorzeile bis hin zu einem möglichst kompakten, eingängigen Kurz-Text, den man im Print vielleicht als Vorspann bezeichnen würde. Die Länge des Teasers ist dabei von Fall zu Fall und von Redaktionssystem zu Redaktionssystem unterschiedlich, aber klar ist immer: Ein Teaser ist wie ein Lasso, knackig kurz, es knallt und fesselt! Diese Regel gilt immer.
In Content-Management-Systemen der Redaktionen gibt es zudem feste Vorgaben für Teaser. Reporter und Redakteure schreiben sie bis zu der vorgeschriebenen Anzahl von Wörtern oder Anschlägen in die vorgegebenen Boxen. Das ist komfortabel, befreit aber nicht von der Verp