Wirtschaftsmediation. (Praxis der Personalpsychologie, Band 17)
4 Vorgehen (S. 69-70)
4.1 Der Mediator
Wie wir bereits mehrfach betont haben, sind bei der Person des Mediators zwei Dinge entscheidend: Erstens seine innere Haltung und zweitens seine Kompetenzen. Beides wird daher nachfolgend genauer betrachtet.
4.1.1 Innere Haltung
Die Mediation unterscheidet sich also von anderen Verfahren vor allem aufgrund der dahinterstehenden inneren Haltung, die der Mediator mit seiner Person und seinem Agieren vermittelt (vgl. Kap. 4.2.2). Diese kann nicht allein über Wissensaufbau oder das Beherrschen verschiedener Interventionstechniken kurzfristig antrainiert werden. Zwar sind diese Techniken natürlich unentbehrlich, ihre volle Wirkung können sie aber erst vor dem Hintergrund der inneren Haltung entfalten. Daher bedarf es einer grundlegenden persönlichen Schulung, Entwicklung und (Selbst-)Erfahrung des Mediators (vgl. z. B. Besemer, 2003, Dulabaum, 2003, Klappenbach, 2006, Montada &, Kals, 2007). Die innere Haltung in der Mediation ist zuallererst geprägt von einer wertschätzenden, allparteilichen Offenheit des Mediators für die Anliegen und Sichtweisen der Konfliktparteien (vgl. Kap. 3.2). Dabei sei betont, dass die persönliche Meinung des Mediators in Hinblick auf das Konfliktthema oder das Handeln der Konfliktparteien völlig unerheblich ist und in dem Verfahren keine Rolle spielen darf. In einer Mediation geht es ausschließlich um die Anliegen, Bedürfnisse, Emotionen und Wünsche der Medianten. Der Mediator kann hierfür nur dann die größtmögliche Offenheit und Aufmerksamkeit erreichen, wenn er seine eigenen Sichtweisen und Bewertungsmaßstäbe völlig in den Hintergrund stellt. Damit ist eng der Aspekt verknüpft, dass der Mediator nicht für die Lösung des Konflikts verantwortlich ist. Diese Verantwortung liegt allein bei den Konfliktparteien (vgl. Kap. 1.2, 3.5). Dies impliziert zum einen, dass der Mediator keinen ausgewählten Lösungsvorschlag aktiv nahelegt, auch wenn dieser ihm aus seiner persönlichen Sicht vielleicht am sinnvollsten erscheinen mag, sondern der Mediator ist ausschließlich für die Kontrolle und Steuerung des Prozesses verantwortlich. Zum anderen bedeutet dies, dass die Medianten als eigenverantwortliche Menschen verstanden werden, die sowohl Experten für ihre Anliegen als auch für die Erarbeitung und Passung möglicher Regelungen sind. Im Grunde ist es das Ziel, dass sich der Mediator im Laufe der Sitzung(en) selbst überflüssig macht und die Konfliktparteien mehr und mehr befähigt werden, eine für sie stimmige Lösung auszuhandeln. Ein letzter Aspekt der inneren Haltung ist darin zu sehen, dass der Auseinandersetzungsprozess innerhalb einer Mediation von einer grundsätzlich konstruktiven, kooperativen, fairen und wertschätzenden Kommunikation geprägt ist. Die Konfliktparteien sind in der Regel dazu zunächst nicht imstande, da sie akut im Konflikt gefangen sind. Sie jedoch (wieder) dahin zu führen und während des gesamten Verfahrens einen solchen Umgang miteinander zu gewährleisten, ist eine der Kernaufgaben des Mediators.
4.1.2 Kompetenzen
Die innere Haltung bereitet den Boden, um dies zu erreichen. Dieser muss jedoch durch eine Reihe an Kompetenzen und Fertigkeiten aufbereitet werden. In der Literatur finden sich diverse, unterschiedlich ausführliche Anforderungsprofile (vgl. z. B. Besemer, 2003, Klappenbach, 2006, Montada &, Kals, 2007). Diese Profile integrieren stets Kompetenzen, die einer selbstreflexiven Entwicklung der Persönlichkeit entspringen, sowie Fertigkeiten, die den flexiblen Rückgriff auf verschiedene Techniken, Wissensbestände und Theorien erlauben. Der Mediator muss sich in folgenden Kompetenzbereichen sicher bewegen können (vgl. Montada &, Kals, 2007):
- Vertrauen aufbauen: Prinzipien der Verfahrensgerechtigkeit, Offenheit, Echtheit und Wertschätzung, Empathie, sicheres, aber gleichzeitig umsichtiges Auftreten
- Pr